Donnerstag, 28. Juni 2018

Minha querida Madeira / 4

Das Haus zur schönen Aussicht. Wenn es nur danach ginge, diesen Anspruch könnte in Funchal fast jede Hütte für sich verbuchen. Im Areal des Quinta da Boa Vista finden wir Anfang Februar eine atemberaubende Blütenpracht innerhalb eines ziemlich hässlichen, sehr großen Gewächshauses (das aber seine Funktion ganz ordentlich erfüllt). Angesichts der präsentierten Blütenfülle muss man aufpassen, keine Farblöcher in die Netzhaut gebrannt zu bekommen ;-)




Würde mich interessieren, wieviele Orchideen beherbergende Töpfe hier entweder gerade alles geben oder gerade rasten und sich auf ihren großen Auftritt vorbereiten. Es sind viele Hunderte. Es ist kein Pflegepersonal zu sehen, den Arbeitsaufwand stelle ich mir jedenfalls immens groß vor. Alles gut sortiert, die blühenden Exemplare an den Kanten der Tische entlang so aufgestellt, dass jede einzelne Blüte gut zur Geltung kommen kann.


Das Anwesen steht unweit des Botanischen Gartens, dorthin zu gelangen hat allerdings seine Tücken. In Funchal sieht alles nah aus, die Schluchten zwischen den einzelnen Hängen müssen allerdings erst über steile Straßen hinunter und hinauf per Bus oder Auto überwunden werden.

Ich stelle mir gerade vor, wie schön es wäre, all die blühenden Schönheiten in einem schöneren Rahmen präsentiert zu sehen, andererseits ist man hier direkt an der Stätte, wo diese faszinierenden Geschöpfe leben und es auch immer wieder schaffen Blüten zu bilden.



Manche duften herrlich, andere haben riesige Blütenköpfe. Wieder andere, viele recht kleine Blüten an langen Rispen.





Nein, die Fotos sind NICHT nachträglich farblich aufgeblasen, manche Blütenfarben sind wirklich so intensiv, die Kamera schafft eine exakte Wiedergabe manchmal fast nicht. (Das Licht an diesem regnerischen Tag machte im Glashaus leider einen Gelbstich, den ich nicht immer weggebracht habe)
















Sie hat gut lachen, ist sie doch konkurrenzlos in ihrer Klasse mit hohem Wiedererkennungswert. Zarte grün/pink Kombinationen mag ich.


Diese Sorte tut alles, um aufzufallen und tatsächlich sticht sie aus der Masse heraus. Mein Fall ist es nicht. Ich mag die nächsten drei lieber. Mit Namen kann ich leider nicht aufwarten, als Kennung dienen Zahlen/Buchstaben Kombinationen, manchmal steht ein Name auf einem Kärtchen und die Frau an der Kasse hatte keine Kenntnisse. Es gab einige wenige Orchideen zu kaufen.







Diese gefiel mir am besten. Vielleicht deshalb, weil dieser zarte Grünton selten in Blüten vorkommt und wunderbar mit dem kräftigen Pink harmoniert. 
Muss man sich entscheiden? Nein, muss man nicht. Es gibt aber einfach Vorlieben. Ich wette, bei dieser Auswahl würde jedes der Modelle Punkte für sich gewinnen!

Die Fülle an selten gesehenen und auch bekannten Sorten ist einfach überwältigend. Dazu der Duft, der sich in der feuchtwarmen Luft ausbreitet, für Orchideenliebhaber ein absoluter Tipp! Wäre ich alleine gewesen, hätte ich hier wahrscheinlich für Stunden die Zeit vergessen...

Donnerstag, 21. Juni 2018

Gartenkino belebt die Sinne

Wahlspruch für den Juni...
Wobei, mit gemütlich sitzen ist da nix. Zuschauen ja!!!

In meinem unordentlich wirkenden Vorgartenbeet (viel zu voll, viel zu lange Blütentriebe) ist gerade Unterhaltung vom Feinsten geboten. Am Vormittag frühstücken viele Schmetterlings-, Hummel- und Bienenarten im Lavendel und Johanniskraut. 
Sie sitzen nicht großartig Modell, nur weil ich sie schön ins Bild bringen will. Gnadenhalber schenken mir Schwalbenschwanz, Zitronenfalter und Co mal einen scharfen Fühler, oder ein gut sichtbares Auge, ob nun das Echte, oder auch das Falsche, beides ist schön :-)



Unser "Natur im Garten" Projekt (Eine Initiative unseres Bundeslandes Niederösterreich, hat letztes Jahr den Europaen Award for Ecological Gardening bekommen) läuft im dritten Jahr wunderbar, wir kommen ganz ohne Gifte, Schneckenkorn und Torf aus. Gewürzpflanzen scheinen ja überhaupt sehr robust zu sein und sich gut gegen allerlei Räuberei behaupten zu können. 

Schmetterlinge, Hummeln und Bienen lieben den Lavendel, ich habe verschiedene Arten im Garten, die hintereinander blühen, so haben die Insekten und auch wir länger das Vergnügen.











Allen LeserInnen von *kleine freude* wünsche ich ein schönes Mittsommernachts - Wochenende. Möge das Licht mit euch sein :-)








Montag, 18. Juni 2018

Manchmal dann doch

Für alle, die hier noch vorbeischauen (lieben Dank dafür), ein paar Bilder von einer meiner größten Gartenfreuden der letzten zwei Wochen.

Aus dem Ableger eines Kaktus, den ich vor Jahren von einer Freundin bekommen habe, wuchs bei mir ein komisches Ding. Elendslange, schmale statt breiter Triebe, ich mochte ihn trotzdem irgendwie und er durfte weiter Jahr für Jahr auf dem Terrassenbankerl den Sommer verbringen. Wahrscheinlich steht er des winters zu warm und wahrscheinlich fange ich zu spät mit dem gießen an (vergesse zu oft darauf). Während nämlich die Mutterplanze bei meiner Freundin jedes Jahr eine Menge Blüten bekommt, schaffte es meine dieses Jahr zu insgesamt einer Zweiten! Die Blüte ist spektakulär, im Vergleich zur Pflanze ist sie mitsamt dem Blütenstiel sehr groß.



Bis sich die Knospe zur vollen Länge entwickelt, dauert es viele Tage. Dann geht es schnell. Die Blüte öffnet sich wie in Zeitlupe über einen Zeitraum von etwa zwei Tagen. Ist sie voll aufgeblüht, beginnt sie auch schon langsam in sich zusammenzufallen. Der ganze Zauber dauert also maximal drei Tage.








Die Blütenhüllblätter liegen zunächst wie ein Quirl um die Knospe, öffnen sich etwas unregelmäßig. Sobald die Blüte sich ganz geöffnet hat, biegen sie sich wie ein Strahlenkranz von den Blütenblättern weg, wie um die Schönheit der Blüte noch zu betonen. Die Farbe der Blüte ein wunderschönes Champagnerweiß, der Stempel leuchtet etwas heller heraus. Ich kann gar nicht sagen, wie oft ich in diesen zwei Tagen Anfang Juni auf die Terrasse gelaufen bin um diese Blüte zu bewundern.





Dienstag, 5. Juni 2018

Minha querida Madeira / 3

Wandern entlang der Levadas - das klang im Vorfeld verlockend. Entlang von Bewässerungskanälen sollte es prinzipiell ohne Steigungen bequem zu gehen sein. Ich war sehr neugierig darauf, da wir ohne großartige Kondition in der ersten Februarwoche wandern und dabei die Landschaft genießen wollten erschien uns diese Art von Wanderweg geradezu perfekt.


Ob man nun zu Fuß oder mit dem Auto unterwegs ist, der Blick fällt auf der Südseite der Insel fast durchgehend auf eine intensiv genutzte Kulturlandschaft. An den meist sehr steilen Hängen wird jedem geeigneten Meter Erde ein Stück Feldland abgerungen. Die Terrassen sind oft so steil, dass gerade mal eine Reihe Süßkartoffeln auf einem schmalen ebenen Stück wächst. Diese "poios" sind durch Steinmauern begrenzt, die die Erde vor dem abrutschen bewahren.



Die Autobahn führt über weite Strecken über hohe Brücken und durch lange Tunnels. Fährt man in sie hinein, kann es passieren, dass man oberhalb der Tunnelöffnung auf einen kleinen Garten und ein Häuschen sieht und dass  Bananenstauden über die schroffen Felsen hängen.


Wir staunten oft, wie weit es von einem möglichen Autoabstellplatz zu Fuß zum Haus geht, anders kann man die schmalen Pfade nicht bewältigen. Auf Fotos kommen Steigungen oft nicht so gut zur Geltung. Im Bild unten kann man es erahnen, die Stützmauer unten ist zumindest 4m hoch.


An den Südhängen westlich von Funchal wandert man also durch die Streusiedlungen, die sich an den Hängen hinauf und hinunter ausbreiten. Erst in den Schluchten, die zahlreich Wasser Richtung Meer führen ist es etwas waldähnlicher und wilder. Mich fasziniert zu sehen, wie viele Menschen hier noch mit kleinteiliger Landwirtschaft beschäftigt sind. Es wirkt so, als würde jede Familie ihren Bedarf an Obst und Gemüse auf den steilen Grundstücken selbst anbauen.




So etwa wandert man also an den Bewässerungskanälen (hier die Levada Nova) entlang, wobei sehr häufig Richtung Berg der tiefliegende Wasserlauf entlangführt und Richtung Tal kein Schritt daneben möglich ist.


Ein paar Betonplatten oder Bretter über dem Kanal bringen ein bisschen Komfort vor oder hinter dem Haus. So viele steile Treppchen und Treppen wie hier habe ich noch nirgendwo gesehen. Ich frage mich, wie alte Leute es schaffen hier zu wohnen. Andererseits hat man wohl sein ganzes Leben trainiert...



Links ein paar zusammengeschusterte Hühnerställe. Die Stufen in der Steinmauer rechts müssen genügen, um vom Gartenteil A nach B zu kommen. Auf dem Foto unten: So kann man auch den Wasserzufluss regulieren, das scheint gut zu klappen.






Auf den nächsten Bildern seht ihr, wie unterschiedlich es an den Levadas aussieht. Mal freie Sicht aufs Meer oder in die Landschaft, dann eng entlang von Zuckerrohrfeldern oder an schroffen steilen Felsen entlang und durch Tunnels, in denen es tropft und man nur gebückt durchkommt.







Auf dem Foto unten zieht gerade ein feiner Regen herüber. Die Insel ist nicht umsonst so grün! Passatwinde treiben feuchte Atlantikluft an die hohen Berge im Norden, zu Wolken und Nebel kondensiert zieht die feuchte Luft durch die Schluchten auch in den Süden der Insel, alles gut mit Feuchtigkeit versorgend. Dazu die fruchtbare Vulkanerde - das sind die Zutaten für all dies üppige Wachstum.


Dabei sind die Levadas heutzutage recht komfortabel zu begehen, sind doch die Steinmauern mit ebenen Betonplatten abgedeckt (während wir gehen denken wir daran, wie mühsam es gewesen sein muss die Platten hierher zu bringen). Viele Häuser sind groß und schön gestrichen, die Aussicht aus den Wohnräumen muss großartig sein. Wenn ich dann auf die Grundstücke rundum schaue, bewundere ich die Menschen, die hier wohnen und arbeiten. Hier hüpft man nicht so schnell mal ins Auto, um einen Einkauf zu tätigen oder am Abend ins Kino zu fahren.




Bananen, Avocados, Papayas, Mangos und andere Früchte, die ich nicht kenne wachsen in diesen Gärten. Und noch einmal, auch wenn es langsam langweilig werden sollte: Aus dem tiefen mitteleuropäischen Winter in diese subtropische Pracht kommend staunt man nurmehr. Auf dem Markt in Funchal kann man all das kaufen, wir haben einige für uns neue Früchte probiert. Was für eine Fülle an Leckereien! Bananen selbstredend in vielen verschiedenen Sorten.

Inzwischen bemüht sich Madeira von seinem Ruf als Hochpreisdestination wegzukommen. Im Februar waren die Winterflüchtlinge aus Europa unübersehbar. Auf den Levadas ist es dagegen ruhig. Ab und zu begegnet man schon Wanderern, da heißt es dann sich gegen die Felswand zu lehnen oder mal mit einem Bein über den Kanal zu steigen. Da sind wir auch schon beim einzigen Hindernis, das das begehen der Levadas schwierig machen kann: Schwindelfreiheit sollte man mitbringen! Obwohl man eben geht, ist Konzentration erforderlich, das bringt dann aber intensives Erleben. Man ist voll und ganz bei der Sache, länger Probleme zu wälzen geht nicht, die Füße müssen an die Hand genommen werden ;-)  Viele Fotos sind mit dem Handy aufgenommen, die Arme brauchte ich zum balancieren ;-) (Scherz, so schlimm ist es dann doch nicht, aber bequemer ohne schwere Kamera in der Hand).

Wer lieber geführt wandert, kann auf viele Angebote zurückgreifen, einfach im Hotel fragen. Rundwege sind eher selten. Muss man zum Auto zurück, heißt es irgendwann umdrehen (schließlich muss die andere Seite auch bewundert werden ;-)  ). Busse fahren überall hin, öffentlich zu fahren ist eine gute Option, allerdings muss man außerhalb der Levadas mit ordentlichen Steigungen rechnen.


Eine Folge über die Orchideengärten ist noch angedacht. Mal sehen, wie ich Lust habe. Im Moment haben wir die grüne Pracht ja auch bei uns, die will ich keinen Tag versäumen.

Die früheren Beiträge zur Serie: Über diesen Link




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