Donnerstag, 4. August 2016

Einfache Genüsse

Erntezeit. Es hat dieses Jahr länger gedauert, aber jetzt setzt das große Reifen ein. Mein kleiner Gemüsegarten quillt über. Mit dem vielen Regen im Juni und Juli brachten es viele Früchte zu stattlicher Größe, das kann kein Gießwasser leisten, so viel man davon auch auszubringen gewillt ist. 
Mit zwei Gemüsearten habe ich dieses Jahr eine besonders große Freude. Bei den jungen Paprikapflanzen habe ich die ersten Blütenansätze herausgebrochen (nicht nur DIE erste, sondern weitere erste aus den Blattachseln, bis ich merkte, dass sich die Pflanzen stark verzweigt hatten), um zu testen, ob sie in der Folge mehr Blüten ansetzen würden und ja, das haben sie getan und tragen jetzt eine Menge Früchte.



Erstmals habe ich es mit Melanzani versucht, eine echte Überraschung. Da brauchte es eigentlich keine Pflege bis zur Ernte, alles ganz easy. Zuerst einmal die Blüten bewundert (das war die ganze Arbeit), sie sind wunderschön! Mit Anfang August beobachten und ein bisschen drücken, um herauszufinden, ob die Frucht schon reif ist, das war alles. Regen gab es ja in regelmäßigen Abständen, ein perfektes Jahr für faule Gärtner.




Das Fruchtfleisch gab auf leichtes Drücken etwas nach, aufgeschnitten sah es auch vielversprechend aus, sollte also auch geschmacklich klappen!



Tja, auf dem folgenden Foto kommt der Beweis, dass ich keine Foodbloggerin bin und sein kann. Wenn alles fertig ist, hab ich keinen Kopf mehr fürs fotografieren, ehrlich! Da denke ich nur mehr ans essen. Das Ergebnis sieht nicht sonderlich aus, aber der Geschmack der Melanzanischeiben entpuppte sich als eine echte Offenbarung. Ich habe noch nie so Gute gegessen. Das Fruchtfleisch zerschmolz förmlich im Mund und hatte sehr zart den bekannt charakteristischen Melanzanigeschmack. Keine Ahnung, womit das zu tun hatte, die Sorte (Rotonda bianca sfumata die rosa), der Erntezeitpunkt, Wetterbedingungen... 
Ich hatte Scheiben von etwas weniger als einem Zentimeter geschnitten, etwa eine Stunde mit Salz bestreut Wasser ziehen lassen, dann abgetrocknet und leicht in Mehl gewälzt, gesalzen, gepfeffert und dann in der Pfanne in etwas Öl gebacken. Pur ohne Raffinesse, aber frisch aus dem Garten, einfach unvergleichlich gut.



Seit Jahren beziehe ich meine Gemüsepflanzen von der Arche Noah, einem Verein, der sich der Vermehrung von alten und seltenen Gemüsesorten verschrieben hat. Die gelbe Tomate "Valentia" mag ich besonders. Sie ist mild (wie alle gelben Sorten) und hat ein festes Fleisch. Hier nur leicht mit Olivenöl und Zitronensaft mariniert. Basilikumblättchen dazu und etwas Salz, fertig.




So mag ich die Fisolen (gelben Bohnen) am liebsten: Mit Tomatenstückchen, Zwiebeln, Knoblauch und ein wenig Speck, einfach herrlich. Dafür werden die Bohnen extra über Dampf al dente gegart, die Paradeiser enthäutet, kleingeschnitten und solange mit den Zwiebeln, dem Knoblauch und dem Speck gedünstet, bis der Saft fast ganz verkocht ist. Danach mischen noch mal ein paar Minuten zusammen garen und leicht würzen, fertig.




In letzter Zeit kam öfter Couscoussalat auf den Tisch. Einfach auch deswegen, weil die Zubereitung nicht viel Zeit erfordert und weil er so vielseitig ist. Hier kamen getrocknete Paradeiser dazu, ein anderesmal frische Cocktailtomaten. Zwiebeln, Pinienkerne, Rosinen, kleingeschnittene Paprika, frische Minze gehackt und Petersil, ganz klassisch, natürlich mariniert mit Zitronensaft und Olivenöl.




Mit den frischen Zutaten macht das kochen einfach viel mehr Freude. Man geht mit Messer und Schüssel in den Garten und hat dann die Qual der Wahl. Was mache ich zuerst? Was kommt in den Kühlschrank? In diesem Fall konnte ich nicht anders und bereitete einfach alles gleichzeitig zu. Am nächsten Tag Restlessen mit Variationen, auch wunderbar. Nur eines bleibt, egal woher die Zutaten kommen immer gleich und wenig lustbetont. Die Küche nach der Kochorgie zu säubern machte noch nie und auch nach solch einem schönen Tun keinen Spaß. Ich plädiere Küchenjungen zu mieten! Wäre eine Nische, berufstechnisch! Diese Arbeit könnte frau nicht genug delegieren, oder bin nur ich so gestrickt? Zwischendrin erledigen geht meist, aber eher dann, wenn nicht zu Vieles gleichzeitig fertig sein soll und der Hunger und Appetit zu den Tellern ruft. Dann ist erstmal genießen angesagt...

     

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