Mittwoch, 11. März 2015

Über den Dächern steht die Zeit

Für Freunde der Wiener Ringstraßenarchitektur: Verzaubert von der etwas ungewöhnlichen Perspektive versuche ich einen genaueren Blick auf die Dachlandschaft des Wiener Burgtheaters zu bekommen. Mit dem City Sky Liner, der für kurze Zeit vor dem Rathaus aufgebaut war, konnte man schnell auf etwa 70m Höhe hinauf fahren und eine ungewohnte Aussicht in jede Richtung genießen. 
Ich bin ja ein Fan von all den Engeln, Rittern, Drachen und allegorischen Gestalten, die so auf den Dächern und Friesen der gründerzeitlichen Gebäude von Wien zu Hunderten herumstehen. Von unten ist ihnen all ihre Großartigkeit genommen. Sie fristen ein traurig-graues Dasein abseits der allgemeinen Bewunderung seitens der Wienerinnen und Wiener und der Touristen. Selbst wenn sie Aufmerksamkeit bekommen, ist ihre wahre Größe und Pracht nie wirklich gut und von allen Seiten zu erkennen.



Eines der imposanten Ringstraßenbauten: Das Burgtheater, das nach dem Vorbild der Dresdner Semperoper von Gottfried Semper und Carl Hasenauer geplant und erbaut wurde und dieses Jahr sein 125jähriges Bestehen feiert. Bis heute ein wichtiges Theater im deutschsprachigen Europa mit einer ungewöhnlichen Architektur. Versuchen wir also einen Blick auf die Figuren oben zu erhaschen. Auf dem Satteldach stehen zwei mehrere Meter hohe Engelpaare aus Sandstein, die einen Lorbeerkranz in die Höhe halten. Symbolik eindeutig. Vorne rechts wunderbar mit Kupferblech ausgeschmückte Kamine, dahinter ein Wetterhahn.
Im Vordergrund, in der Mitte des Zeltdaches (über dem Zuschauerraum) ist eine eigenartige Engelfigur mit einer Art Trompete zu erkennen, die hier eine bestimmte technische Funktion erfüllt, wie unter dem Foto beschrieben.



"Eine architektonische Besonderheit im Burgtheater ist die patentierte Luftschleuse, die als Belüftungssystem des Theaters fungiert. Unter dem runden Dach der Luftansaughütte befindlich, wurde die Anlage vom Architekturbüro Ignaz Gridl konstruiert. Die Funktionalität besteht darin, dass Luft durch Filter geblasen, gereinigt und temperiert wird. Durch das Messinggitter des Kristalllusterkranzes mittig der Saaldecke wird die Luft aus dem Zuschauerraum ins Freie abgezogen. Den dafür nötigen Zug erzeugt eine grüne Engelsfigur mit einem Blasinstrument."
 (Quelle: http://www.stadt-wien.at/kunst-kultur/buehne/burgtheater-die-burg-am-ring.html)



(Innerhalb der Balustrade kann man im Vordergrund eine Webcam erkennen. Wer also die Perspektive aus dieser Höhe mag, kann sicher den einen oder anderen Blick auf die Dach- und Parklandschaften und Straßen übers Internet erhaschen. Im Fall dieser Kamera einen Schwenk über einige Monumentalbauten Wiens)

Und weil es gerade Spaß macht, die steinernen Riesen zu besuchen, machen wir gleich noch einen Blick auf die Fassade des Rathauses gegenüber und schauen, wie gelangweilt all diese der näheren Betrachtung entzogenen Figuren herumstehen. 76 sind es insgesamt! Dazu kommt der doppelt mannhohe Rathausmann an der Spitze des Turmes. Vom Burgtheater her ist er gerade noch als Ritterfigur zu erkennen.



Weiter hinten, hinter der ausgedehnten Dachlandschaft des Rathauses erscheint eine leuchtende Erdkugel und zieht sofort den Blick an. Sie ist auch von der Landesgerichtsstraße her, auf der Spitze eines Turmes platziert, ganz gut zu sehen. Aus der Höhe betrachtet fällt ihre Einzigartigkeit gleich ins Auge. Es ist ein vergoldeter Globus auf dem Dach des ehemaligen Militärgeographisches Institutes. Hier wurde Kartenmaterial in hoher Qualität mit damals noch aufwendigen Verfahren für die gesamte Österreichisch-Ungarische Monarchie hergestellt, natürlich war das Institut auch für die genaue Vermessung des Kaiserreiches zuständig. Heute beherbergt das Gebäude mehrere Magistratsabteilungen der Stadt Wien und wäre eigentlich auch ohne einen Amtsweg einen Besuch wert.



Letzte Bilder eines winterlichen Wien, bald werden die deutlichen Zeichen des Frühlings nicht mehr zu übersehen sein, die Steinfiguren auf den Dächern und Simsen rührt das wenig...

  

11 Kommentare:

  1. Wien, ich war noch nie dort hab abe rimmer wieder Fotos gesehen und ich muss sagen eine grossartige Stadt und gerade diese alten Gemäuer sind sehenswert für mich.. Irgendwie steht die Zeit still das stimmt .. was sie wohl alles gesehen haben von da oben in all den Jahren!
    Der Frühling er wird auch Wien in ein anderes Licht erscheinen lassen unten auf den Strassen und den Balkonen. Danke für diesen Einblick von weit oben!
    Lieben Gruss Elke

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  2. So tolle Fotos! Mal eine ganz andere Ansicht. So viele Kuppeln, Türmchen, Figuren - ich liebe das! Danke für's Hinaufsteigen und fotografieren :)

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  3. Großartig, deine Fotos, für eine Wiensüchtige wie mich. Ja, als Tourist kann man leider nicht so viel den Kopf heben, wie man möchte ( vor allem, wenn man wie ich nach meinem Unfall Angst hat, wieder über irgendwas zu stolpern ). Das Fiakerfahren hat für mich einzig & allein darin einen Sinn, dass man andauernd nach oben schauen kann.
    GLG
    Astrid

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  4. Guten Morgen, liebe Elisabeth,
    danke für diese grandiosen Bilder von herrlichen Fassaden und Dächern! Ich war ja auch schon in Wien, konnte aber keine solchen Eindrücke gewinnen, da sich keine Gelgenheit ergab für einen Blick von oben ;O)
    Ich wünsche Dir einen wunderschönen und glücklichen Tag !
    ♥ Allerliebste Grüße, Claudia ♥

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  5. Du hast recht - sie sind wunderschön, die Figuren - und es wert, gezeigt zu werden!

    Sigrun

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  6. Was für schöne Aus- und Einblicke! Toll dass du dich raufgetraut hast!

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  7. Liebe Elisabeth - diese Kunstwerke bewundere ich auch immer wieder. In Berlin hab ich mich auch mal auf die Pirsch gemacht - traumhaft, was da alles "so rumsteht"...
    Wien ist ja wohl reich an solchen Schätzen.
    Ja, meine Liebe, die Kräutersammelzeit geht los, war schon im Garten, Giersch, Brennnessel, Spitzwegerich sprießen schon munter vor sich hin..
    LG Heidi

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  8. Hallo liebe Elisabeth,
    in dem Haus neben dem mit der Erdkugel hab ich mal gearbeitet :o) Aber so einen Perspektivenwechsel hab ich dort noch nciht erlebt - hätte mir auch gefallen! Spennend, das Burgtheater so von oben zu sehen und witzig, die Sache mit dem "Technik-Engel"!
    Ich hoffe auch, dass wir bald Bärlauch sammeln gehen! Wie schaut's bei dir nächste oder übernächste Woche jeweils am Mo oder Fr aus? Derzeit bin ich allerdings noch verkühlt (war dieser Tage a bissl marod), aber ich habe fest vor, das bis zum Mo endgültig niedergeknüppelt zu haben... Also, wirf mal einen Blick in deinen Kalender, ich freu mich schon! :o)
    Happy Weekend und liebste Rostrosengrüße von der Traude

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  9. Das sind tolle Bilder! Ich mag die Wiener Ringstraße total gerne, die Bauten sind einfach fantastisch!

    LG kathrin

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  10. Ach es ist so schön am Montag-Vormittag allein zu Hause zu sein und ein bisserl Zeit zum bloggen zu haben. Und dann "finde" ich Deinen tollen Post mit all den schönen Bilder!
    Ich bin gern auf dem Donauturm, das hat auch so einen Flair den ich mag. Da könnte ich stundenlang auf die Stadt Wien schauen!
    liebe Grüsse
    Elisabeth, und noch ein "Danke" von Robert. Ich bin beauftragt allen die ihm gratuliert haben zu danken ... :-)

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  11. danke für die ungewöhnliche perspektive auf wien und die interessanten infos!!!
    da werde ich die semperoper mal grüssen :-)
    xx

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