Samstag, 6. Juli 2013

Ohrensessel und andere Freuden

Keinen Tag früher.  Eine lang geplante Reise zu viert knapp vier Wochen nach Gipsabnahme empfand ich als Wagnis. Die Empfehlung meiner Physiotherapeutin, mein Bein so oft es ginge hochzulagern und es nicht zu übertreiben, wollte ich mir zu Herzen nehmen. 




Wenn allerdings das (langsame) Gehen für zwei Stunden in einem botanischen Garten schon meine arg verkümmerten Beinmuskeln zur Rebellion brachte, wie würde ich Treppen und ausgedehnte Spaziergänge in Schlössern, Gärten und historischen Schiffen, Autofahrten und überhaupt den ganzen langen Tag on tour schaffen? Ich ließ es einfach auf mich zukommen, schlimmstenfalls würde ich im Auto warten.



Hoch- und flachlagern geht öfter, als man denkt und Wanderungen auf steinigen Stränden, Besichtigungen von allem, was ich auf gar keinen Fall verpassen wollte scheint wirksamer als jeder Rehaaufenthalt. Die Motivation sich zu bewegen, auch wenn es immer wieder irgendwo schmerzt, konnte nicht besser sein. So komme ich nach nur zehn Tagen viel, viel beweglicher und mit deutlich gestärkter Muskulatur nach Hause zurück. 

Wo ich mich denn schon wieder herumgetrieben habe? 

In der Millionenshow hatte ich vor Kurzem davon gehört und die Antwort hatte mich verblüfft. Die Distel als Landessymbol und ja, man kommt in Schottland an ihr nicht vorbei. Genauso nicht, wie an den Karos, den strammen Männerwadln (wie wir hier in Österreich sagen) und der Dudelsackmusik.

















Auch ein oft verwendetes Symbol das mich besonders bezauberte: "Rosa Geranium" mit ihrer einfachen Blüte, die viel größer ist, als die uns vertrauten wilden Heckenrosenblüten.



Gelebte Tradition; Rasenflächen, die so weich sind, dass ich am liebsten bei jedem Wetter barfuß gelaufen wäre; herrliche Bäume und Baumriesen; Blütendüfte, die weithin in der feuchten Luft hängen; der allgegenwärtige Schrei der Möwen; freundliche Menschen, deren Dialekt unseren Ohren einige Konzentration abverlangte; die Liebe zu Gärten und gepflegtem Grün; Schottenkaros in allen Variationen an Menschen, Möbeln, Fußböden. Das kommt summarisch schnell in den Sinn.




Wir kamen nicht in die Highlands, wo Schottland rau und leergefegt da liegt. Im Süden zwischen Edinburgh und den Inseln im Westen fährt man durch dichte Wälder und Getreidefelder (den Grundstoff für all den vielen Whisky vor Augen) und Weiden, Ortschaften mit Häusern aus Sandstein, die nie verfallen würden, so scheint es. Wirtschaftliche Probleme sind hier jedoch mehr als augenfällig. Viele Gebäude stehen leer und zum Verkauf, besonders auf den Inseln, deren georgianischer Charme der letzten hundert Jahre sich noch sträubt, noch nicht ganz verblassen mag.

Hier hat kein Krieg Löcher in Häuserzeilen gerissen und mit ein bisschen Fantasie sieht man fast die Fräuleins in Kutschen steigen, oder in ein hölzernes Segelboot, ein Großes; Die Matrosen nach Hause kommen und ihre Kinder in die Luft werfen. Der Wandel ist jedoch nicht aufzuhalten, trotz all der gelebten Tradition. Auch wenn fast alle Häuser einer Straße leer stehen mögen, die öffentlichen Grünflächen sind gepflegt, die Rasenkanten abgestochen, Beete mit leuchtenden Sommerblumen bepflanzt. Die Liebe zur domestizierten Natur nimmt für sich ein. Demnächst gibt es hier Fotos von Gärten, von atemberaubenden.



Die Pipers von St. Andrews geben den Gleichschritt, etwas davon liegt in diesem Land in jedem Stein und in all der salzigen Luft, den Wellen des Meeres und den Schuluniformen. Zweieinhalb Flugstunden entfernt und faszinierend anders. Man kann sich dem schottischen Charme der woh(l)lig warmen Ohrensesselbehaglichkeit nicht entziehen und ich überlege gerade, welche Möbelstücke zu Hause sich karomäßig umrüsten ließen. Nur an den Tee (eine dunkelbraune, bittere Brühe) konnte ich mich bis zuletzt nicht gewöhnen...





    
      
  


6 Kommentare:

  1. Oh, die Rose ist wirklich ganz wunderbar. Vielleicht diente sie als Vorbild für so viele stilisierte Blüten, die man in Wappen oder in Stein gehauen an so manchem Gebäude sieht ...
    Danke für die schönen Eindrücke, Pepe

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  2. Oh wunderschön Elisabeth, ihr scheint auch tolles Wetter gehabt zu haben. In Schottland war ich noch nie, aber würde mich schon sehr interessieren.
    Nun kannst du dein Bein wieder hochlegen.

    LG Nina

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  3. Juhu, jetzt läuft sie wieder, die liebstige Elisabeth! :o))
    Das sieht nach feinen Tagen in Schottland aus (mochte ich auch sehr, dieses Land und seine Leute - Tee hab ich dort nicht probiert, nur Bier ;o))!) Freut mich sehr, dass alles so prima geklappt hat und die Natur eine so talentierte Physiotherapeutin ist!!!
    Dank dir auch ganz herzlich für deine lieben Zeilen und die guten Wünsche für Jana! Und auch von mir an dich nachträglich alles Gute zum dritten Bloggeburtstag!!! Ich glaube, ich hab meinen eigenen Bloggeb. verschlafen, macht aber nix, ich bin bei Bloggeburtstagen halt ähnlich schleißig & vergesslich wie bei Menschengeburtstagen, das passt dann schon ;o))
    Fühl dich heftig-herzlich gedrückt!
    Auf hoffentlich bald & alles Liebe, trau.mau

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  4. Oh, Schottland....das würde mir auch mal gefallen! Schöne Fotos hast Du mitgebracht. Freu mich schon auf mehr :)

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  5. Du hast das Fernweh in mir geweckt, liebe Elisabeth!
    Wie schön zu lesen und das Wichtigste ist, dass du wieder gut bei Fuss bist - längere Strecken zurücklegst und diese Reise so motivierend zur weiteren Genesung und zum fit werden war!
    Ich freu mich schon auf die folgenden Bilder - du weißt, ich bin ein Fan von allem, was nördlich von uns liegt - und ich hoffe sehr, dass wir ein - vielleicht einfach spontantes - Treffen in absehbarer Zeit haben werden!

    Liebe Grüße!
    Christine

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  6. wie schön! Eine Gartenreise nach Schottland! Da werde ich wohl noch Jahre drauf warten müssen...
    Tolle Bilder hast du mitgebracht!
    Viele Grüße von Renate

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