Freitag, 20. Juli 2012

Bilder auf Papier / 7

Juli

Die Wolken hängen tief, doch plötzlich bricht die Sonne durch eine Lücke, eine überwirkliche Lichtstimmung entsteht. Für Sekunden oder Minuten. Ihr kennt das, wenn der Ausblick weit und Strahlen der Sonne wie ein gigantisches Discolicht uns Menschen irgendwie klein erscheinen lassen.



Hier am Steinkreis von Ardgroom auf der Beara Peninsula können Fühlige auch ohne Himmelsspiel etwas Besonderes wahrnehmen. Wünschelruten oder Tensoren zeigen anomale Ausschläge. Warum das so ist? Das Wissen darüber ist über die letzten etwa viertausend Jahre, in denen diese Steine hier stehen, verloren gegangen. Mich fasziniert hier, wie auch an anderen Monumenten der Jungsteinzeit in Irland, dass es sie noch immer gibt. Kein Farmer hat sie weggeräumt, da und dort ist eines der großen einst stehenden Steine umgefallen, das tut allerdings nicht viel zur Sache. Ein Zauber ist trotzdem da. 
Dass Stonehenge steht ist nachvollziehbar, es ist einfach gewaltig in seinen Dimensionen und flößt Respekt ein. Hier bei dem einen oder anderen Steinkreis (Stone circle) oder Standing Stone liegt das Besondere oft eher in der Überlieferung durch tausende Generationen von Menschen mit Liebe zu ihrem Land und den Vorvätern.
Hier weiden Schafe und ab und zu kommen Menschen vorbei, die ein gewisses Interesse dem Unwägbaren, Numinosen, Vergessenen gegenüber bewahrt haben.
Als Kinder faszinierten uns geheimnisvolle Plätze, als Erwachsene hinterfragen wir alles und tun uns oft schwer, uns auf Unerklärliches einzulassen. 

Ein solcher Ort erleichtert das nach Innen gehen, das Inne halten, im Moment verweilen. Allein oder in Gemeinschaft. Ein schöner Platz, den ich mittlerweile schon oft besucht habe.

Hier findet ihr die anderen Kalenderblätter meines persönlichen Irlandkalenders.

Mittwoch, 18. Juli 2012

Das Ende des Sommers?

Dieser Sommer hält Überraschungen bereit, die wir noch nicht zu deuten wissen. Hinweise darauf gab es schon bei anderen Bloggerinnen und so bin ich noch aufmerksamer unterwegs. Dieses Foto einer Eberesche (Sorbus aucuparia) ist von gestern! Worte meiner Mutter, nachdem die Fruchtreife dieses Baumes auf das zu Ende gehen des Sommers hinweisen, machen mich ein wenig ungläubig. Doch tatsächlich, so orangerot sollte die Eberesche erst weit im August leuchten.



Der letzte Grasfrost des Frühjahrs hier in unserer Gegend südlich von Wien bescherte andererseits für viele ein böses Erwachen. Am Morgen des 17. Mai, also sehr spät raffte eisige Luft viele der empfindlichen Gemüsepflanzen hinweg, erst nach den Eisheiligen gepflanzte Tomaten mussten gleich wieder kompostiert werden. Wir hatten wirklich viel Glück, unsere Tomaten, an einer Südmauer stehend, kamen mit einem leichten Schlagerl (bei uns ein Ausdruck für einen leichten Schlaganfall beim Menschen, hier ist leichtes welken der Blätter gemeint) davon und die ersten Früchte sind inzwischen schon verspeist.



Am anderen Ende diese frühe Reife! Zuerst dachte ich noch an einem Zufall, bis ich zu diesem wunderschön dekorativen Baum in unserem Ort kam. Eine Blasenesche (Koelreuteria paniculata) über und über voll mit Früchten, die sich schon anfangen leicht gelb zu färben. Oft blüht dieser Baum erst im Juli, dieses Jahr sind die Früchte schon Mitte dieses Monats fast reif! Bitte berichtigt mich, wenn ich falsch liege, aber das kommt mir ungewöhnlich zeitig vor.




Ehrlich, ich bin sehr neugierig, was die nächsten Wochen bringen werden, kommt noch eine Blütezeit (nicht zu erwarten) oder klopft schon der Herbst an die Jahreszeitentür? Was meint ihr? 


Montag, 16. Juli 2012

Jetzt

Zwischen all den Verrichtungen, Tätigkeiten, vielen kleinen und großen Wichtigkeiten reiht sich Moment an Moment. Unbeachtet, ungeschätzt. Manchmal frage ich mich, warum wir all diese Momente vorbeigehen lassen, auf glückliche Gefühle verzichten, unsere Gedanken weit weg von unserem Körper wandern lassen. In der Zukunft herumtreiben, für etwas das kommen wird planen, uns ängstigen oder freuen. Der Tag vergeht, oft mechanisch runtergeradelt, alles erledigt, einschließlich uns selbst. Als ich dieses Pärchen sah, fiel er mir wieder ein, der Moment JETZT. Als Kind kannte ich ihn gut! 

Ganz da sein, in mir, in meinem Körper, im Moment. 
Inne halten, wahrnehmen was an Schönem da ist. Fühlen, was mich jetzt glücklich macht. Von Moment zu Moment fließen. Sein.




 

Freitag, 13. Juli 2012

Eine Liebeserklärung

Ein Sommerabend am See. Offene Feuer, Duft von Gegrilltem in der Luft.

Dieses Wochenende hat es abgekühlt. So schnell kann es gehen. Viele Tage brütende Hitze, mit einem Schlag vorbei. Wir gehen raus ohne Sonnencreme, frische Luft nach Regen, Wind und offenes Feuer mit Regenschirm drüber.
Sommer ist schön, egal wie. Ich liebe ihn.





Sonntag, 8. Juli 2012

Ob auf Reisen...

Letztes Jahr im Juli: Bei spiegelglatter See umrundeten wir am letzten Tag der Wanderwoche Fastnet Rock. Ein paar Kilometer vom südlichen Festland Irlands entfernt liegt dieser schroffe, wenig hohe Felsen, gerade eben so groß, dass der höchste Leuchturm Irlands, über mehrere Treppen gut erreichbar, darauf Platz hat.


Eine der größten sozialen Katastrophen des vorvorigen Jahrhunderts in Europa, die Große Hungersnot in Irland, verursacht durch die Kartoffelfäule, veranlasste mehrere Millionen Menschen innerhalb weniger Jahre ihre geliebte Insel zu verlassen. Viele gingen in Cobh, der Hafenstadt von Cork an Bord und sahen bald unter Tränen ihre Heimat mit dem Fastnet Leuchtturm am Horizont verschwinden. Die "Träne Irlands" wird dieser unscheinbare Felsen seither genannt. Diejenigen, die die Fahrt nach Amerika in den Coffin ships ("Sargschiffe", weil so viele Passagiere während der Überfahrt starben) überlebten, dachten sehnsüchtig an ihre alte Heimat und gaben ihre Liebe zu diesem Fleck Erde an die Nachkommen weiter. Es rührt mich immer wieder, wenn ich in Irland Amerikaner treffe, die als Nachkommen in x-ter Generation die Heimat ihrer Vorväter und -mütter besuchen. Vordergründig auf der Suche nach den Wurzeln. Was aber motiviert sie wirklich? Ist es geerbte Sehnsucht?



Sommer - Reisezeit. Wir fahren dorthin und dahin. Wir suchen Entspannung, Anregung, das Neue, Anstoß zu Veränderungen, die große Liebe, Abenteuer, zu uns selbst zu finden, zueinander zu finden, unsere Wurzeln zu finden, bei uns selbst anzukommen oder zumindest anzudocken für eine Weile...

Die kleine und die große Reise. Manchmal ist vorher nicht klar, auf welcher wir unterwegs sind. Manchmal machen wir uns auf eine kleine Reise auf und finden uns auf einer Großen wieder...

Bei obigen Foto konzentrierte ich mich auf die Möwe, nachdem ich unzählige Fotos mit dem Leuchtturm als Hauptmotiv geschossen hatte. Herausgekommen ist mein Lieblingsbild aus dieser Serie.

Lassen wir uns in die freien Lüfte tragen, mit einem Leuchtturm im Hintergrund. Ich weiß für mich: Es ist beides da: Freiheit und Verwurzelung. Ob ich nun auf Reisen bin oder nicht, manchmal vergesse ich es nur für eine kleine Weile...

Gut dass es Bilder gibt...
...und eine Sehnsucht...
Leuchturm, dein Name Seele...

     

Samstag, 7. Juli 2012

So ein Theater!

Bei einem Kurztrip nach Dresden hatte ich das Glück zwei angehenden Kunstpädagoginnen bei ihrer Arbeit in der Puppenwerkstatt über die Schulter zu schauen. Jetzt versuche ich mich als Reporterin, als kleines Dankeschön für den wunderbaren Tag auf einer mir bis jetzt fremden, faszinierenden Bühne.

So macht studieren sichtlich Freude. In der Puppentheaterwerksstatt von Karla Wintermann entsteht von der ersten Skizze bis zur fertigen Kulisse und den Puppen alles unter den Händen von Karla, Jana und Kriemhild, die begeistert an ihrem Projekt arbeiten. Karla, Dozentin und Puppenmama begleitet die beiden Studentinnen mit großer Fachkompetenz und Leichtigkeit. Das ausgewählte Stück, in diesem Fall "Das Kalte Herz", wird anschließend einstudiert und bald auch vor Publikum aufgeführt. Die Aufregung darüber ist schon spürbar und schon während die Figuren entstehen wird darüber nachgedacht, wie sie dann in der Kulisse bewegt würden und welche Effekte erzielt werden könnten.



In der nächsten Collage rechts seht ihr die beiden Gesichter des Kohlenmunk-Peters, bevor und nachdem er sein Herz verkaufte, um reich und erfolgreich zu werden. Bei uns in Österreich ist das Wilhelm Hauff - Märchen vom kalten Herz kaum bekannt und als ich das Skript überflogen hatte und die Mädels mir die Geschichte erzählt hatten, war ich von der brisanten Aktualität des Themas berührt.

Hauff hat das Märchen vor etwa 200 Jahren geschrieben, die Welt hat sich seither weitergedreht und neue Varianten zu einer alten Versuchung hervorgebracht. Im Unterschied zu früher kann heute die ganze Welt echtzeit zusehen wie das Drama von Gier und fehlender Solidarität auf der Erde ihren Lauf nimmt. Im Märchen gibt es ein Happy-End, die Protagonisten lernen aus ihren Handlungen. Mehr Liebe und Solidarität auf der Bühne der Weltpolitik und im Leben des einzelnen Menschen? Wäre doch auszuprobieren! Das andere hatten wir schon...

Im Bild rechts unten und in der Mitte könnt ihr das Gesicht des Holländer Michel sehen, das zwar nur zweidimensional gefertigt wurde, aber an Gruseligkeit nichts zu wünschen übrig lässt. Es bekommt noch Haare und Kleidung aus Seidenpapier, ähnlich wie die Puppen und wirkt jetzt schon fast lebendig! Dem Michel verkaufen im Märchen Menschen ihr Herz, um fortan mit einem kalten Herz selbst-herrlich und reich durchs Leben zu gehen.



Das kaltherzige Streben nach Status und Reichtum, aber auch Läuterung und die Option auf ein gutes Ende machen dieses romantische Märchen aus dem Schwarzwald interessant und wert zu thematisieren. Im Puppentheater geschieht das auf eine spannende und doch anrührende Art und Weise, beeindruckend für Kinder und Erwachsene.

 »Das kalte Herz« ist auch der Titel eines 2011 erschienenen Sachbuchs des Münchner Psychoanalytikers Wolfgang Schmidbauer. Es trägt den Untertitel »Von der Macht des Geldes und dem Verlust der Gefühle«, was etwas pathetisch klingt, aber leider exakt das Hier und Jetzt charakterisiert. 
(ziitiert aus http://www.maerchenatlas.de/kunstmarchen/das-kalte-herz)

Seidenpapier wird mit Acrylfarbe bestrichen oder betupft und erhält so nach dem Trocknen eine leichter formbare Struktur. Hier könnt ihr sehen, wie Teile der Kulisse entstehen. Ich durfte beim Malen ein bisschen mitwirken, die Geschichte begann mich mehr und mehr in ihren Bann zu ziehen.

So schade, dass ich bei der Aufführung von "Das Kalte Hez" nicht dabei sein kann. Ich wünsche Jana, Kriemhild und Karla eine schönes und spannendes Spiel und sollte jemand von euch in der Nähe sein, seht es euch an. Es wird wunderbar!




Karla Wintermann gibt auch Kurse in ihrem Atelier auf einem alten Bauernhof, in der Nähe von Dresden. Für mehr Info seht mal auf ihre Webseite: Wintermannhof


Dienstag, 3. Juli 2012

Ocean Breeze?


In den USA in Innenräume flüchten, allgegenwärtige Klimaanlagen sorgen dort für erträgliche Temperaturen in Wohnungen und Büros, wenn es draußen sengt. In Spanien wird ausgiebig der mehrstündigen Siesta gefrönt, die am Vormittag anfängt und in den späten Nachmittagsstunden langsam ausklingt. Wir, hier in der Mitte Europas haben da wenig Strategien, seit Tagen sitzen wir trotzdem im Backofen. Wir versuchen *den lieben Gott einen guten Mann sein zu lassen*, das wars dann.



Wie das aussieht? Vielleicht so: Vor jeder geplanten! Bewegung überprüfen, ob diese auch wirklich notwendig, sprich eine Not wendend zur Abkühlung verhilft. Wenn nicht, nur dorthin bewegen, wo Erfrischung Aussicht auf Erfüllung hat. Ocean Breeze ist in diesem Fall billig nicht zu haben.

Ein großes Möbelhaus mit riesig überdachtem Parkplatz bekommt plötzlich Charme, gut dass ich seit Monaten einen Schrank brauche und bis jetzt andere Prioritäten hatte! Gemütliche Sofas überall, ein Eiskaffee zwischendurch möglich. So lassen sich die Mittagsstunden hierzulande auch überleben. 
Heiße Brise trocknet Badezimmerteppiche und dergleichen im Nu, hilft also bei der Hausarbeit. Na bitte!


Einfache Boote mit wundervollen Namen, die uns in der Fantasie hinaustragen aufs Meer... (gesehen in Südengland)
 
Für alle von euch, die ihr nicht in Kellerräume ausweichen könnt: Schwitzen macht die Haut schön. Gratissauna sozusagen. Jetzt aber Schluss: Die Tastatur beginnt zu kleben...
 


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