Donnerstag, 8. Dezember 2011

Neue Wege


Top 5 regrets / 2




Bronnie Ware, die lange in der Palliativpflege arbeitete, befragte Menschen am Ende ihrer Lebenszeit zu lebensbestimmenden Themen.
Auf die Frage, ob sie etwas in ihrem Leben bereuen würden, antworteten ausnahmslos alle Männer mit diesem Satz:

"Ich wünschte, ich hätte nicht so viel gearbeitet."

Sie vermissten im Nachhinein das Aufwachsen ihrer Kinder oder gemeinsam verbrachte Zeit mit ihrer Partnerin und Familie. Sie bewerteten die starke Ausrichtung auf die Arbeit als Vergeudung wertvoller Lebenszeit. Wie oft habe  ich auch diesen Satz von Männern gehört, denen schon während sie noch arbeiteten aufgefallen war, dass etwas nicht stimmte.
Auch Frauen sprachen darüber. Bei mir kommen da sofort Erinnerungen hoch. Viele Sorten Kekse mussten vor Weihnachten gebacken werden als meine Kinder noch klein waren. Weniger davon, das aber mit Muße und Spaß mit den Kindern gemeinsam hätte mehr Qualität gehabt. Ein klitzekleines Beispiel.

Unsere Elterngeneration arbeitete hart, auch körperlich und hatte damit in der Regel Erfolg.
Unsere Generation arbeitete clever und hatte damit in der Regel Erfolg.
Unsere Kindergeneration arbeitet mit Freude und Hingabe und hat damit Erfolg?



Sicher idealisiert, aber ich erlebe ihren Zugang zur Arbeit als weitaus spielerischer und unbekümmerter. Kommunikation mit Freunden, gemeinsame Unternehmungen nehmen einen großen Teil ihrer Aktivitäten ein und es tut gut zu sehen, dass diese Generation vielleicht nicht mehr sagen wird müssen, sie hätte zu viel gearbeitet und darüber versäumt, was für ihr Leben auch noch wichtig war.

Zeit vergehen lassen, träumen, wahrnehmen, neu ausrichten...


Hier gehts zu Top 5 regrets / 1  
Ein Engel


Quelle für Top 5 regrets: Bronnie Ware / http://www.inspirationandchai.com/Regrets-of-the-Dying.html





9 Kommentare:

  1. Doch, Elisabeth, auch diese Generation wird das sagen, ich erlebe es jetzt schon. Die Ansprüche sind nicht geringer geworden, wenn ein Mann (bzw. eine Frau) eine Familie gut ernähren will, muss sie Karriere machen, dazu gehört, weniger daheim zu sein. Viele junge Frauen gehen arbeiten, um sich einen gewissen Lebensstandard mit ihrer Familie leisten zu können. Wir haben das gerade mit der Familie diskutiert. Wirklich Interesse an der Arbeit haben die Wenigsten. Und da fiel auch schon mal der Satz: Dann sollte man sich doch wirklich überlegen(galt für einen Mann meines Alters), ob es das wirklich ist, oder ob man da lieber gegensteuern sollte, um so mehr Lebensqualität hben zu können. Wir für uns sind zufrieden, wir haben nötige Zeit für die Dinge, die uns wichtig sind.

    Sigrun

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  2. Ich werde das sicher auch irgendwann sagen. Ich finde jetzt schon, dass 40 h die Woche plus Arbeitsweg kaum Freiräume unter der Woche lassen. Ich würde so gern nebenbei noch mehr Gemüse ziehen, aber das wäre der reinste Stress, fürchte ich.
    VG
    Elke

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  3. Ich denke, viele Elterngenerationen werden im Nachhinein sagen "hätte ich doch mehr Zeit mit den Kindern verbracht".
    Wir genießen es, unsere Enkeltochter aufwachsen zu sehen. Vor allem mein Mann, der, als unsere Kinder klein waren, wenig Zeit hatte, sich mehr mit ihnen zu beschäftigen.
    Ich möchte nicht in der Haut der heutigen Erwerbstätigen stecken. Viele arbeiten unter unmöglichen Bedingungen. Während Konzerne Milliardengewinne verbuchen, (z.B. Deutsche Bahn) wird Personal stetig abgebaut bzw. über Personalvermittlungsfirmen "verschachert". Viele Menschen arbeiten in deutschen Landen zu einem Stundenlohn von 5 Euro. -Kürzlich habe ich mit einer Beschäftigten in einem Krankenhaus gesprochen, die für 4 Euro die Stunde arbeitet-
    Ich erinnere mich oft an die Zeit zurück, als ich im Jahr 1969 anfing zu arbeiten. Ich habe 3 Bewerbungen geschrieben und 3 Zusagen bekommen. Unsere Generation damals war sich ganz sicher, nach der Schule einen Arbeitsplatz zu bekommen. Da sieht es heute anders aus.
    Jedenfalls sind wir froh, uns unsere Zeit einteilen zu können und nebenbei auch noch "Gemüse- und Heilpflanzenanbau" betreiben zu können.
    LG Heidi

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  4. ist ist wirklich schwer, dieser lebensvereinnahmenden zwickmühle zu entkommen, auch hier in irland. ich bin zumindest seit zwei oder drei jahren dabei, etwas zurückzuschrauben, auch wenn es (noch) nicht immer gelingt. übrigens, die narzissen blühen nicht, ihre stiele sind jedoch bereits einige cm hoch und eine hat sogar schon eine fett knospe. sooo schnell gehts auch in irland nicht! (obwohl, ich hatte bereits am 11. januar, dem todestag einer lieben bekannten, einige blühende narzissen im garten)

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  5. Hallo, liebstige Elisabeth! Deine Posts regen immer zum Nachdenken über die eigene Einstellung zu diesem oder jenem Thema an (oder zum "Überprüfen" der bisherigen Meinung) - allein das finde ich schon schön. Neulich zum Beispiel über das Warten. Ich habe es immer gehasst, und den Spruch von der Vorfreude empfand ich als Hohn. Doch einer meiner Wünsche ans Leben ist, dass ich Gelassenheit, "buddhistischen Gleichmut" erlernen will, und so versuche ich das Warten seit einigen wenigen Jahren als Lernaufgabe zu betrachten. Wenn der Bahnschranken vor meiner Autoschnauze geschlossen wird, obwohl ich mich schon nach Hause sehne. Wenn ein Wartezimmer voll oder eine Kassaschlange lang ist. Dann versuche ich zu träumen oder zu meditieren. Am besten komme ich aber immer noch damit zurecht, wenn ich etwas zu lesen mit dabei habe ("Zeit sinnvoll füllen"), denn Ungeduld war lange Zeit mein zweiter Vorname...
    Was nun das Arbeiten betrifft: Mich würde interessieren, wie die befragten Männer ihr Leben mit weniger Arbeit WIRKLICH gefüllt hätten. Oft GLAUBT man ja nur, man hätte Sinnvolleres damit getan. Meine Eltern haben ein sehr ausgewogenes Leben mit viel Arbeit, aber auch sinnvoll genutzter Freizeit geführt (Sport, Natur, Urlaube...) und mein Vater war ganz gewiss kein Arbeitstier (sein Motto: Leb nicht, um zu arbeiten, arbeite um zu leben). Aber doch verkrümelte er sich in seiner Freizeit gern in den Keller, um dort an irgendwas rumzubasteln. Später verschwand er dann gern hinter Kreuzworträtseln oder sah fern. Ich glaube, Männer haben durchaus den Trieb, sich zu verschanzen, um ein bisschen was des inneren einsamen Wolfes zu retten. Daran erinnern sie sich im Alter dann aber oft nicht mehr, weil der alte Wolf schon räudig beim Lagerfeuer liegt und sich jemanden wünscht, der das Fell krault. Und ich selbst? Ich habe einen 20-Stunden-Job (um zu leben ;o) -bzw. meinen Beitrag zu unserem Leben zu leisten), doch in meiner Freizeit immer wieder "Projekte", an denen ich arbeite. Freiwillig und ob sie nun "Sinn" machen oder nicht. Was die heute junge Generation betrifft: Meine Tochter hat einen Beruf ergriffen, der ihr grundsätzlich Freude macht, doch man saugt ihre Energie dort aus. 11 Stunden am Tag sind die Regel, obwohl sie noch in der Aubildung steckt. Sie ist über 18 und ihr Arbeitgeber ist "DER" Ausbildner in diesem Metier schlechthin - also friß Vogel oder stirb. Obwohl wir immer mehr Automaten haben, Computer und sonstige der "Erleichterung" dienende Geräte, und obwohl die Welt über immer mehr Menschen verfügt, die Arbeit suchen, wird mehr und mehr Arbeit auf immer weniger Menschen verteilt. Weil Arbeitskräfte das meiste Geld kosten und Firmen vor allem den Profit im Auge haben. Also saugt man sie aus - und wirft sie weg, wenn sie nicht mehr können oder zu teuer werden. Ich persönlich glaube ja, dass unsere Wirtschaft nur zu retten wäre, wenn seitens der Politik die Lohnnebenkosten drastisch gesenkt würden und wenn es eine Prämierung menschenwürdiger Arbeitsbedingungen sowie guter Fachkräfte-Ausbildung gäbe - damit bekämen mehr Menschen Arbeit und eine gute Ausbildung, mehr Menschen hätten Geld... Ob das je passieren wird, ist eine andere Frage...
    Tja soviel für heute aus Rostrosenhausen ;o)
    (und nun werde ich mich wieder einem meiner zahllosen Projekte widmen *ggg*)
    Alles Liebe, die trau.mau (die sich freut, dass du immer mit dabei bist - und ich denke, wir beackern auch durchaus ab und zu mal dieselben Weltgegenden :o))

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  6. Danke für eure vielen Gedanken zu diesem vielschichtigen und schwierigen Thema. Ich finde die Vorstellung spannend, aus einer anderen, endlichen Perspektive auf das Leben zurückzublicken und die Antworten scheinen mir mehr Essenzielles auszudrücken, als hätte man nach dem gefragt, was glücklich machte.

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  7. Liebe Elisabeth, wo hast Du das Bild in Deinem Post aufgenommen?

    Ja, das Thema Arbeit wird immer komplizierter. Man muss selbst bei guter Ausbildung schon froh sein eine Arbeit zu finden. Die Auswahlmöglichkeiten unserer Großeltern bzw. Elterngeneration gibt es eigentlich nicht mehr.
    Schlimm finde ich es, wenn zB Supermarktverkäuferinnen gratis Überstunden machen müssen, bei ohnehin schlechter Bezahlung.

    lg kathrin

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  8. @ Kathrin: Beide Fotos sind an der Lagune von Venedig entstanden.

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  9. Ich finde alles hat seine Zeit. Auch ich habe viel gearbeitet, mit Liebe und Leidenschaft. Allerdings konnte ich die meiste Zeit ziemlich selbstbestimmt arbeiten. Die Kinder kamen nicht zu kurz, in dieser Zeit. Sie zu einem selbstbesimmten Leben zu erziehen, war ein großes Ziel. Für Muße blieben mir nur die Wartezeiten, die habe ich genutzt zum Träumen.
    Heute, im Ruhestand, lebe ich ganz im Jetzt. Nun steht meine Weiterentwicklung im Vordergrund.
    Rückblickend würde ich kaum entwas verändern wollen. Alle Erfahrungen haben mich zu dem gemacht was ich bin.

    Ich finde deine Denkanstöße sehr schön.

    Lieben Gruß
    Sigrid

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