Dienstag, 29. November 2011

Baumwolle und Koriander in Pima County

Baumwolle umhüllt jeden Tag 24 Stunden meinen Körper, wir haben also ein recht intimes Verhältnis sie und ich, nicht wahr? Wie sie da so an meinen Körper kommt, habe ich mir noch nicht oft überlegt. Ja, in der letzten Phase, vom Geschäft in das Einkaufsackerl, in gefälliger Verarbeitung natürlich. Eh klar.
So kehre ich noch mal zurück nach Arizona, weil ich da zum ersten Mal in meinem Leben vor zwei Wochen gesehen habe, dass Baumwolle nicht von den Bäumen fällt. Weiß man, ja. Aber weiß man, WIE sie wächst? Ich wusste es nicht wirklich.


Gleich neben dem Highway, wo links ein Golfplatz nach dem anderen wächst, liegen die Felder und gerade jetzt wird die Baumwolle geerntet, wir sehen Baumwollfelder, wo das weiße flauschige Etwas nur so aus den Kapseln quillt. Die Büsche sehen vertrocknet aus und so strahlt das Weiß der Samenfäden noch stärker. 



Etwa 50.000km² umfasst hier das Gebiet zweier Native American Tribes: Die Pima, "Akimel O'Odham" (River People) und die Maricopa, "Xalychidom Piipaash" (People who live toward the water) besitzen hier ein Gebiet am Salt River in unmittelbarer Nachbarschaft der Stadt Phoenix/Scottsdale. Etwa 8700 Mitglieder gehören den beiden Stämmen an und ihr Gebiet ist klar zu erkennen. Hier in der Ebene unterhalb der Berge gibt es nur Sand, wir sind in der Sonora-Wüste, der Salt River ist als trockenes Sandbett eines Flusses zu erkennen. 


            Die weißen Felder im Bildhintergrund sind Container mit der gepflückten Baumwolle 

Die Indianer nützen hier ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem ihrer Vorfahren, das immerhin schon an die 2000 Jahre alt ist, das Land ist intensiv bewirtschaftet. Hier gedeiht die hochwertige, langfädige Pima-Baumwolle und noch manch anderes.




Unreife Samenkapsel: Ein Kunstwerk der Natur. Die Baumwolle gehört unverkennbar zur Familie der Malvengewächse.

325 Tage scheint die Sonne hier im Jahr, ungefähr 200 davon hat eine Baumwollpflanze im Laufe ihres Lebens genossen. Wieder zurück im nebelgrauen Wiener Becken versuche ich die gespeicherte Sonne in meinen T-Shirts zu fühlen. Ein tröstlicher Gedanke, wenn es draußen so kalt und unfreundlich ist.

Neben der Baumwolle entdecken wir aus dem Auto ( wir sind auf den Sandpisten des Reservats unterwegs) riesige Flächen mit etwas leuchtend Grünem. Ich rätsele zuerst, was das sein könnte und bin mir nicht sicher. Als ich aus dem Auto steige, wirft es mich fast um: KORIANDER! Den intensive Geruch dieses Krautes mag ich, aber wehe, wenn das nicht so wäre.



Hier ist man zweifellos mit einer hochtechnisierten Landwirtschaft erfolgreich, die neben dem allerorten in Indianerreservaten zu findenden Kasinos eine Einnahmequelle für diese Community bietet.




Am Abend wird Wasser in den Hauptkanal gelassen und in die vielen Furchen geleitet, Korianderpflänzchen, soweit das Auge reicht!



Ja, auch der Rollrasen für all die Golfplätze muss irgendwo wachsen. Etwas skurril, bei uns gibt es das ja auch, aber die Größe der Flächen machen sprachlos. 

Ihr fragt euch sicher schon die ganze Zeit, wo das Wasser herkommt, mir ging es auch so. Die Berge sind nicht weit, dort wird es in riesigen Stauseen gespeichert, auch Las Vegas funktioniert so. 
Wir sind geneigt, uns immer wieder die Augen zu reiben ob dieser Gegensätze. Hier leuchtendes Grün, dort hinter dem Zaun sandiger Boden mit Trockenbüschen und Kakteen. 



Vielleicht denkt ihr, ich sei noch nicht ganz wieder zurück aus der Wärme und dem weiten Land. Es ist Advent hier bei uns, wir sind auf Kälte und Dunkelheit eingeschworen und verbinden mit gemütlicher vorweihnachtlicher Stimmung, wenn wir mit dampfendem Atem am Punschstand stehen und unsere klammen Finger am Becher wärmen können. Wenn dann noch Schnee dazukommt, umso besser. 

Zugegeben, ein bisschen Sonne, Wärme und Licht hängt noch an den Zipfeln meiner Jeans und ist herzlich willkommen. Ich bin ein Kind der Weite und wenn die Erde Wärme atmet, bin ich glücklich.




Dieses Foto ist gänzlich unbearbeitet und zeigt den abendlichen Himmel nach Sonnenuntergang an den Hängen der Catalina Mountains bei Tuscon.

Donnerstag, 24. November 2011

Ganz langsam dem Himmel entgegen


Jetzt im November ist es hier in Tuscon, Arizona angenehm warm. Aus dem schon kalten Mitteleuropa kommend empfinden wir es als reine Wohltat, ein paar Tage hier erleben zu können. Nach ein paar Gesprächen mit Einheimischen, auch ausgewanderte ÖsterreicherInnen treffen wir, kehrt sich die Sicht ein wenig um. Die meisten Monate des Jahres herrscht hier unerträgliche Hitze um und jenseits der 40°C. Beeindruckend zu erleben, wie vielfältig das Leben in einer wüstenähnlichen Umgebung gestaltet werden kann.
Besondere Leitpflanze dieser Gegend und auch anderer Gebiete innerhalb der Sonora-Wüste ist der Saguaro Kaktus, den viele von euch sicher von Bildern kennen. Eine 80-jährige Deutsche, mit der wir ins Gespräch kamen, sprach von ihnen als Wesen mit einer Persönlichkeit, zu denen sie immer noch Jahr für Jahr zu einem Besuch aus Deutschland wiederkehrt.



Diese mächtigen Pflanzen sind durchaus mit Bäumen vergleichbar. Das Exemplar oben muss mehr als 200 Jahre alt sein, die ersten Seitenarme kommen in sehr trockenen Gebieten erst nach etwa 100 Jahren zum Vorschein, ältere Exemplare sind 10 oder mehr Meter hoch. Zu Beginn wachsen diese Kakteen extrem langsam, die Alten haben all ihre Stacheln im unteren Bereich eingebüßt. Manchmal bauen sich Vögel, eine Spechtart, Nisthöhlen in den mächtigen "Stamm". Allerdings geht die Mär, dass in den Bergen schon mal Einschüsse für Löcher verantwortlich sind. Straßentafeln wiesen dort tatsächlich kaum welche auf, andernorts müssen Schilder schon mal für Schießübungen herhalten. 



Aller Anfang ist schwer, hier im Saguaro Nationalpark sind kaum kleine Kandelaberkakteen zu sehen, allzu leicht latscht mensch darauf. 20 bis 30 Jahre hat dieser Winzling schon auf dem Buckel.


Auch ein Seitenarm fängt klein an, nona!



Nur zum Größenvergleich! Neben einem solchen erst mittelalten Saguaro mutiert Mann zum jungen Hupfer.

Ihr ahnt vielleicht schon, was zu guter Letzt kommt? Genau: *Ein Saguaro ist auch nur ein Mensch* und in diesem Fall waren schon viele Pflanzenflüsterer vor mir da! Besser kann es nicht ausgedrückt werden, als es auf diesem T-Shirt zu lesen ist:



Rückgrat zeigen, visionär sein und bleiben, ressourcenschonend leben,  langfristig denken, zur rechten Zeit erblühen und den Biss behalten: Jede Botschaft für ein Lebensmotto gut. 

Oh, stimmt, eins hab ich ausgelassen, eben: Das mit der Geduld ist nicht so meine Sache, fragt meinen Mann. Wenn *be patient trough the dry spells* allerdings mit *Durchhaltevermögen beweisen* übersetzt wird, bin ich vielleicht doch dabei?!

What about you?



Dienstag, 22. November 2011

Rotbraun, sand und silbrig grün

All plants are our brothers and sisters. They talk to us and when we listen, we can hear them.
                                                                                               (Arapaho)


Aus vielen Worten der Native Americans spricht ihre Einstellung zur Erde, ihre traditionell starke Verbindung zur Natur, die sie ehren. Wir wissen alle, dass ideale Vorstellungen über das Leben der Indianer der heute gelebten Realität aus vielerlei Gründen nicht standhalten kann. Was ich persönlich inspirierend finde, ist die Weisheit, die aus einer starken Verbindung mit den elementaren Kräften der Erde erwächst.

Viele "westliche" Krankheiten und Imbalancen mögen daher rühren, dass wir zu wenig unmittelbaren Kontakt mit den vier Elementen und allgemein der Natur haben. Sich in den Atem der Erde einfühlen fällt vielleicht sogar in einer für uns fremden Umgebung leichter. Wir nehmen bewusster wahr, was da ist. Alles ist interessant, weil ungewohnt und neuartig.




Im Süden Arizonas, hier um Tuscon und Phoenix siedeln Menschen nachweislich ununterbrochen seit 14.000! Jahren. Über viele Tausende Jahre lebten Indianerstämme hier im Einklang mit der Natur, das ist immer noch spürbar und auch sichtbar.





Ob einfach oder teuer gebaut, Einkaufszentrum oder Ranch, viele Häuser fügen sich farblich und formal schön in die Landschaft ein, oft begegnen wir alten Namen, auch "Tuscon" ist indianischen Ursprungs und bedeutet "Schwarze Vorberge" in der Sprache der Tohono-O`Odham Indianer.





Die Farben rotbraun bis sand und türkise Farbtöne finden sich an Gebäuden, in Teppichen und Schmuck wieder. In dieser Gegend wurde eine Zeit lang Kupfer, Türkis und Silber abgebaut. Es sind die Farben dieser Region. Aber es gibt auch grün und silbriges grün hier.



Die Villa im legendären "Adobe" Stil liegt an den Hängen der Catalina Mountains, hier schön von der abendlichen Sonne bestrahlt.



In dieses Haus habe ich mich verliebt, perfekte Farbharmonie und in der Bauweise so typisch für diese Gegend. Kleine Fenster, die meiste Zeit des Jahres gilt es, sich vor der Hitze zu schützen. Es steht in unmittelbarer Nachbarschaft des Presidio Inn, einem B&B im Historic District von Tuscon, wo wir bei Patti, einer entzückenden alten Dame übernachtet haben.




Zur vorgestrigen Rätselfrage: Die Pflanze, die auf dem Foto abgestorben fotografiert ist, findet sich in lebendiger Form auf einigen Bildern in diesem Post wieder. Ja, ich mach es noch ein bisschen spannend. Aber es ist ja verrückterweise Fasching in Österreich, und zwar seit dem 11.11. Mein Bilderrätsel ist allerdings keine Scherzfrage und ich werde sie selbstverständlich bald auflösen. Vielleicht erwacht ja in Eine/r oder Andere/r von euch eine Ahnung? Nur zu, es darf geraten werden!

Samstag, 19. November 2011

Back again...

There is no death, only a change of worlds
                                             (Duwamish)



Mit Sprüchen von Native Americans verschiedener Stämme im Gepäck wiedergekehrt. Mit vielen Fotos sowieso. Der Teil meiner Seele, der für sein Leben gerne *wandert*, ist mit wunderbaren Eindrücken gesättigt noch auf dem langen Weg zurück, so dankbar für diese Gelegenheit. Mein Körper ist da, zu Hause und werkt, weil er kann und muss. 

Geht es euch auch so? Nach einem Abtauchen in eine Welt, die so anders ist als die gewohnte: Alles ein wenig anders sehen, leicht verschoben, der Blick hat sich geweitet.
Zehn Tage aus dem Alltag gegangen und wieder eine Seite dieser schönen Erde ein bisschen kennengelernt. 
Wo ich war? Das Foto gibt einen Hinweis auf die *Bäume*, die dort wachsen. Es wird noch das eine oder andere folgen.

Zum Spruch oben: 
Dieser Einstellung sind wir ja schon mehrfach im Keltischen Baumkreis begegnet. Sie entspricht wohl einer Lebensweise, die eng mit der Natur verbunden ist. Ja, doch: Ein bisschen nachdenklich sitze ich wieder zwischen meinen vier Wänden. Mit all den Dingen darinnen.
Aber von all den Bäumen, Blumen und Gräsern, Steinen und Bergen, die ich begrüßt und bestaunt habe, ist ein *Stückchen* Pflanzenseele mitgekommen. Freiwillig, weil ich sie liebte und sie mich auch.

Habt ihr eine Idee, wie diese mächtige Pflanze auf dem Bild lebendig aussieht?
Ein kleiner Hinweis: Sie mag Erde nicht so gerne wie Sand und sie lässt sich beim wachsen Zeit, viel Zeit.


Freitag, 11. November 2011

Mit Sirius im Schlepptau

Die Umstellung zur Winterzeit trifft mich wieder mit einer Wucht. Eigentlich alt genug, müsste ich es schon wissen und doch, die kurzen Tage verwirren jedes Jahr. Einerseits signalisiert die Natur Winterschlaf, besonders bei uns im Wiener Becken, wo so viele, eh schon kurze Tage im tiefgrau des Hochnebels versinken.
Am Morgen meint mein Körper, dass aufstehen unpassend erscheint. Den ganzen Tag Licht einschalten, was haben die Leute früher gemacht? Dann wieder, wenn es draußen schon beginnt finster zu werden, so am frühen Nachmittag, breitet sich bei mir so eine Art Zeitlosigkeitsgefühl aus. Ist eh die ganze Zeit dunkel, da kann ich ja die Zeit nützen und ganz viel machen. Die Nacht ist so lang, wenn sie zum Tag gemacht wird.




So an die zwölf Wochen dunkle Zeit liegen vor uns, dann hält mensch schon wieder nach Frühlingsboten Ausschau. Eine heimelige Zeit mit Tee und Zimt und dem Flackern von Kerzenlicht. Nur am Morgen mag ich es nicht, mit jeder Stunde des Tages wird es schöner und manchmal wünschte ich, es wäre draußen vor der Tür so richtig finster, bis auf die Sterne und den Mond natürlich, ohne all dem künstlichen Licht. Orion, der große Himmelsjäger ist wieder unterwegs mit Sirius im Schlepptau. Muss ihn doch schnell Mal begrüßen gehen! Der Himmel rückt näher in dieser Zeit...

  

Montag, 7. November 2011

Warum in die Ferne schweifen...

...wenn das Gute liegt so nah!

So lange nicht mehr da gewesen, wo wir in unserer Jugendzeit umhergeschweift sind und so manches sommerlich-nächtliche Trinkgelage abgefeiert haben. Ein kleiner runder, von Weitem unscheinbarer Hügel (Buckel, wie wir hier sagen) am Rande der Bezirksstadt Mödling.

Der Eichkogel, seit 50 Jahren als Naturschutzgebiet deklariert, zählt zu den besonderen ökologischen Nischen in Österreich. So klein er ist, so einzigartig gestaltet sich hier die Fauna und Flora. Ein Sammelpunkt für viele gefährdete Arten, besonders Insekten aber auch Trockenrasengesellschaften und vom Aussterben bedrohte Blumen. Ein spezifisches Kleinklima bietet optimale Lebensbedingungen für allerlei Grünes und Getier. Ich habe mir vorgenommen, das kommende Jahr öfter mal vorbeizuschauen, zu fotografieren und vielleicht eine kleine Serie hier zu gestalten. Unter Naturschutz stehende, seltene Frühlingsblüher werden sicher unser Herz erfreuen, wenn es dann wieder ans Wachsen geht.

Diese Bilder sind zu Allerheiligen entstanden. Wir streiften über den Hügel und bewunderten die Herbstfärbung, da saßen sie, eine Gruppe von Menschen, hingegossen in die Wiese, die Farben der Umgebung aufnehmend. Ein Interview wäre hier fällig gewesen, sie gaben den Anstoß für diesen Post. Leider bin ich in dieser Beziehung noch immer ein Hasenfuß, aber ich arbeite daran!




Ein typischer Strauch hier die Zwergweichsel (Prunus fruticosa) im Herbstgewand, wunderschön vor dem tiefgrünem Hintergrund der Schwarzkiefern.



Dieser Gehölzsaum faszinierte mich in seiner Farbenvielfalt, wie diese durch eine Mischung aus verschiedenen Wildobstgehölzen, Bäumen und Sträuchern entstehen kann. 
Mödlinger Indian Summer.

Freitag, 4. November 2011

Der Efeu / Ivy im Keltischen Baumkreis

Angesichts majestätischer Kronen und mächtiger Stämme ist es doch leicht nachvollziehbar, dass Bäume in manchen Kulturen hoch angesehen waren. Was ist aber davon zu halten, wenn eine Kletterpflanze, eine rankende Liane auch zum Kreis der heiligen Bäume zählt? Auf den ersten Blick erscheint der Efeu (Hedera helix) gewöhnlich. Eine Pflanze, die einen Baum braucht, um mit ihren Haftwurzeln als Kletterhilfe in die Höhe wachsen zu können. Die Kelten ehrten ihn trotzdem, im Ogam Alphabet war der Name GORT und der Buchstabe G dem Efeu zugeordnet und er herrschte über den Zeitraum vom 30. September bis 27. Oktober.




In diesem Monat schwindet das Sonnenlicht, die Natur beginnt Wachstum zurückzunehmen und sich auf eine Ruhephase vorzubereiten. Der Efeu treibt zwar im Winter auch nicht weiter, aber er wirft seine Blätter nicht ab. Dazu kommt: Wenn andere Pflanzen schon lange die Fruchtbildung abgeschlossen und ihre Samen ausgebracht haben, beginnt der Efeu erst zu blühen. Im September und Oktober erscheinen an älteren Pflanzen Blühsprosse mit gelbgrün blühenden Dolden, die dann im frühen Jahr dunkle kugelige Früchte ausbilden. Das bietet Wespen, Bienen,  Schmetterlingen und Vögeln eine wichtige, um diese Zeit seltene Nahrungsquelle.



Der irische Efeu (Hedera helix hibernica) ist besonders wuchsstark, das feucht-gemäßigte Klima Irlands bietet optimale Wachstumsbedingungen. Häufig kann man ihn an alten Bäumen emporklettern sehen, wo er sogar besenstieldicke Wurzeln ausbilden kann.


Warum aber bekam er einen Platz im Keltischen Baumkreis?

Nun, der Efeu kann als lebendes Fossil bezeichnet werden, es gab ihn schon in der Kreidezeit vor 100 Millionen Jahren. Die einzelne Pflanze kann bis zu 400! Jahre alt werden. Sie ist immergrün und ausdauernd, kommt mit verschiedensten Witterungen und auch mit Kälte sehr gut zurecht. Sie wuchert fast flächendeckend am Boden und kann bis zu 20 Meter in die Höhe klimmen. Wenn das nicht außergewöhnlich ist!

Die Kelten sahen in den zackigen, immergrünen Blättern des Efeu die fünf Aspekte der Göttin symbolisiert: Geburt-Initiation-Liebe-Regeneration-Tod. Möglicherweise kam der Efeu zu Samhain Ende Oktober, einem der wichtigsten Zeitübergänge im Jahreskreis zum Einsatz, um das Bewusstsein so zu verändern, dass die Grenze zwischen den Welten leichter überschritten werden konnte. Ob und wie mit Inhaltsstoffen des giftigen Efeu Trancezustände erreicht werden konnten, ist nicht sicher, wird aber von manchen Autoren vermutet. 

Selbst, wenn das nicht der Fall gewesen wäre, die Organsprache des Efeu lässt nichts zu wünschen übrig: Er ist stark in seiner archaischen Symbolik.
Sehen wir uns die Triebe und Blätter an. Sie glänzen hell- und dunkelgrün voller Lebenskraft, machen nicht schlapp und wachsen unermüdlich weiter, wenn auch mit Pausen.
In seiner Art beharrlich und unverwüstlich kann er als Symbol dafür dienen, dass es ewiges Leben gibt, selbst wenn ein Teil stirbt. Er zeigt den Tod als Zäsur, ein Wechseln in die Anderswelt. Nach einer Pause geht neues Leben in eine nächste Runde. Der Efeu schmiegt sich zudem an Bäume und windet sich an ihnen hoch und gibt so auch ein Zeugnis für Verbundenheit und Treue, er geht keine eigenen Wege und bleibt mit dem Baum verbunden. 

Dazu kommt der unübersehbare Bezug zur Schlangenkraft, einer der mächtigsten archetypischen Symbole weltweit. Die Triebe winden und schlängeln sich aufwärts, bleiben dabei aber gerne im Schatten. Der Efeu hebt die normale Ordnung auf, nach der Wurzeln ausschließlich in der Erde ankern, er bildet mit seinen bewurzelten Trieben eine Art Himmelsleiter.
Mehr als 200 verschiedene Arten unterscheiden sich in Blattgröße, Form und Farbe. Die Pflanze ist in allen Teilen sehr giftig und schmeckt stark bitter. Zur Zeit der Kelten soll er dem Wein beigemischt worden sein, oft mit verheerenden Folgen.
Heute finden die schleim- und krampflösenden Wirkstoffe des Efeu als Mittel gegen Husten Verwendung in der Pflanzenmedizin.


Bei der Vorbereitung auf diesen Beitrag zur Serie musste ich nicht weit gehen, schon einen Meter von der Haustüre entfernt wächst Efeu und nicht nur dort. Eigentlich ist er überall, nicht nur geduldet, sondern geliebt. Er fordert Zuwendung, verzeiht jeden Schnitt und glänzt oft als Tischschmuck auf der festlich gedeckten Tafel. 

Efeublätter und Früchte auf einem Kreuz  Church Island / Derrynane Bay, Kerry
Seine Botschaft? Er spricht besonnen, langsam und erzählt vom Geheimnis der Kontinuität. Alles ist mit allem verbunden. Nichts existiert für sich allein. Wenn wir das anerkennen, können wir Frieden in Vergangenem und Zukünftigem finden. Wenn wir anerkennen was war, können wir in Freiheit weitergehen. 

Ohne Wurzeln kein Leben und auch kein nachhaltiges Vorwärtskommen. Zu Beginn einer jeden Entwicklung ist schon vorgezeichnet, wohin die Reise geht. Die Kelten wussten das und drückten es durch die, ihren eigenen Schwanz verschlingende Schlange aus. Sie zeigt den Ewigen Kreislauf allen Seins. Ein starkes und schönes Symbol! Der Efeu verkörpert dieses Prinzip in der Pflanzenwelt und rührt damit am tiefen Geheimnis des Lebens.

Diese Serie zum Keltischen Baumkreis erscheint auch im Irlandblog von Markus Bäuchle: Berichte von der Insel. Fast täglich. Der Journalist und Wanderer schreibt über Irland. Über aktuelle Ereignisse, interessante Hintergründe und Irland als Urlaubsland - und - er bietet auch mehrmals jährlich Wanderwochen an.  HIER könnt ihr mehr über meine Erlebnisse dazu lesen. Selbstverständlich findet ihr alle Info dazu auf Markus´Blog. 

Die Serie zum nachlesen findet sich auch unter LABELS "Keltischer Baumkreis" in der rechten Seitenleiste hier auf kleine freude.

Dienstag, 1. November 2011

Mit Blick auf Meereswellen

Derrynane Beach auf der Iveragh Halbinsel in Irland. Einer meiner Lieblingsplätze auf der Grünen Insel. Vom Strand kommt man über eine schmale Sandzunge auf Church Island, wo diese Kirchenruine, umgeben von einem Friedhof zum *einkehren* verleitet. Hier stehend, kommt dem zyklischen Wandel im Leben eine Leichtigkeit zu. Das Auge sieht, das Gemüt begreift ohne Worte. Welle um Welle rollt heran, bricht und zieht sich fast lautlos zurück, um mit dem nächsten Schub wieder anzukommen. So kraftvoll und schön und doch auch sanft zu Zeiten.



Hier sind auch Menschen bestattet, denen das Meer alles in ihrem Leben war. Ihre Namen sind in Stein geschrieben und blicken hinaus auf die immer zum Strand hin rollenden Wellen. Sie hören nie auf anzukommen und erzählen geheime Geschichten über das Leben und die Verwandlung. Ein tröstlicher Ort, um nachzufühlen, wohin die Reise des Lebens letztlich geht.


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