Mittwoch, 29. Juni 2011

Augen der Gaukler

Gestern entdeckte ich sie auf den Margeritenblüten vor der Haustüre. Was für Fressfeinde als Abschreckung dient, bezaubert uns Menschen an dieser Schmetterlingsart besonders. Die irisierend schillernden Augen des Tagpfauenauges ziehen magisch an, wie der Blick der Schlange Ka im Dschungelbuch.




Dieses Exemplar muss schon einiges erlebt haben, der linke Fühler zur Hälfte abgebrochen, die samtene Flügeloberseite mit "Kratzern" übersät. Trotzdem gaukelte er so flott von Blüte zu Blüte, dass ich beschwörend auf ihn einflüstern musste, doch kurz eine Pause einzulegen. Fürs Shooting. Er zeigte sich gnädig, vielleicht dankte er für die Brennnesseln am Bach, die wir dieses Jahr wieder extra stehen gelassen haben. Luftfeucht und windgeschützt brauchen es diese zarten Geschöpfe und Brennnesseln sind ihre Wohnstatt und Kinderstube. Dann schaukeln sie im Frühsommer und Herbst durch den Garten und erfreuen unsere Augen und Seelen. Mit Leichtigkeit scheinen sie sich durch die Luft zu bewegen. 
Ach, wie beneide ich sie.


Montag, 27. Juni 2011

Bloggeburtstag und eine Verlosung

Vor einem Jahr aus einer Laune begonnen.

Ich hatte keine konkrete Vorstellung, einfach nur Lust, ab und zu dem Alltag mit seinen Verpflichtungen etwas Kreatives entgegenzusetzen. Nicht viel mehr, als ein Spiel.
Blogs kannte ich vom hörensagen und ich schnupperte in eine ganz neue Welt hinein.
So viel kleine freude, so viele liebe neue Kontakte, so viel Aufmerksamkeit auf kleine Dinge des Alltags, so viel Projektionsfläche für Gefühle und Gedanken und so viel Austausch ist es letztlich in diesem einen Jahr für mich geworden.


Der erste Post am 27. Juni 2010 titelte mit Maisgelb - Zitronengelb.

Urlaubsfeeling und das Gefühl frei zu sein assoziierte ich offensichtlich fürs erste mit Autos. Ein wiederkehrender Traum von mir, einfach ins Auto steigen und fahren, bis ich ankomme, wo auch immer. Dazu brauche ich gar kein Cabrio, auch einfachere Modelle leisten ganze Arbeit für diese Art von Alltagsflucht.
Den Titel des ersten Postings aufgreifend, ein wenig Reminiszenz soll schon dabei sein, gibt es heute wieder zwei Fotos zu diesem Thema.


Maisgelb
Diese Collage ist aus Fotos meines vorjährigen Irlandaufenthaltes gestaltet. Solche Bilder sind für mich mit ein Grund für das bloggen. So viel Schönheit in der Natur möchte ich gerne festhalten und auch teilen!

So jetzt aber zu euch:
Von mir für euch ein kleines Dankeschön

für eure Besuche und eure Treue zu kleine freude!

Es gibt eine kleine, aber feine Überraschung, schön zum anschauen, schön zum  Freude weiterschenken oder sich selbst daran erfreuen. Denn ohne euch LeserInnen ist das bloggen natürlich nur halb so schön! Das kleine Päckchen, das ich dem/der GewinnerIn zuschicken werde, ist aus dem Albertina Shop in Wien und wird unter allen, die zu diesem Post einen Kommentar schreiben, verlost. Da bisher die Anzahl der Kommentare pro Posting gar nicht so groß war, ist die Chance sehr groß, dieses kleine Dankeschön auszufassen.

Einzige Bedingung:
Schreibt im Kommentar zum Bloggeburtstag das Datum eines Posts auf kleine freude über die Albertina in Wien. Die/der erste wird also die Arbeit haben den Post zu finden, alle anderen können sich schon locker zurücklehnen und brauchen nur mehr abzuschreiben, richtig sollte es halt sein :-)
Kleiner Hinweis: Der gesuchte Post ist mit "Ausgetrickst" betitelt und findet sich in einem Monat, in dem es in Wien noch recht kalt war. So jetzt ist es nicht mehr schwer!
Außerdem lade ich euch herzlich ein, einen oder zwei Sätze zum Thema: "Kleine freude ist für mich..." zu schreiben! Originelle Antworten könnten mich inspirieren und auf kleine freude ihren Ausdruck finden. Wer weiß?



Zitronengelb
Nach vielen, vielen Jahren arbeitete ich diesen Winter wieder mit Ton und es hat großen Spaß gemacht! Wie ihr auf dem Bild sehen könnt, habe ich jetzt  immer Zitronen zu Hause!

Rekapituliere: 
Datum des Albertina Posts
Kleine freude ist für dich...

Ihr habt Zeit bis 18. Juli.  
(Adresse braucht noch nicht dabeizusein, das regeln wir nach der Verlosung, dein Vorname ist allerdings hilfreich)

Viel Glück und wir lesen uns wieder, hier auf kleine freude und auch auf euren wunderbaren Blogs, die mir immer wieder viel Inspiration und Freude bereiten!

Samstag, 25. Juni 2011

Sommerküche

Unsere diesjährige Sonnenwende war geprägt von Feierlichkeiten. Eine persönliche Wendezeit sozusagen. Keine Zeit für besinnliches ins Feuer gucken und bestimmte Kräuter in die Glut werfen, der Zeit nachsinnen, die im Frühsommer dreimal so schnell vergeht, als während des sonstigen Jahres. Stattdessen Listen schreiben und im Stakkato Punkte abhaken, die Gottseidank schon erledigt sind. Noch schnell eine Extraschicht einer ungeliebten Notwendigkeit einschieben, weil der Elan der mobilisierten Stresshormone auch das noch mitnimmt. Im Vorübergehen quasi. Lange Tage, kurze Nächte. Eben. 
Aber offenes Feuer zu Johanni muss sein. Warum also nicht das nützliche mit dem besonderen verbinden?



Was ich damit sagen wollte ist, dass Speisen, zubereitet im Freien über offenem Feuer für uns städtisch lebende Menschen immer etwas Besonderes sind. Geht vielleicht eh jedem so. Kommt vielleicht aus dem Stammhirn. Oder ist es normal, dass  Rauchgeruch mit etwas Öl vermischt so Appetit anregend ist, dass man im Prinzip fast alles essen würde, was vom Rost kommt. Nur ganz verkohltes vielleicht nicht.




Es muss nicht immer Fleisch sein und ich muss es auch nicht selbst zubereiten, zuschauen und essen ist auch toll.



Na ja, in diesem Fall habe ich im Vorfeld meinen Teil zu diesem köstlichen Grillgut beigetragen.
Gegrillte Zucchini und Melanzani können auch Fleischtiger unter den Grillfreunden überzeugen!

Damit sie auch wirklich auf der Zunge zergehen, ist folgende Vorarbeit empfehlenswert:

Gemüse der Länge nach mit der Brotschneidemaschine in 2mm dicke Scheiben schneiden. Auf einen Teller flach auflegen und jede Schicht ordentlich salzen. Mindestens eine Stunde stehen lassen. Die Teile lassen ordentlich Wasser. Dann abspülen, mit Küchenpapier trockentupfen. In eine Auflaufform legen, mit Olivenöl bestreichen und mit Gewürzen (Oregano oder Thymian oder Herb de Provence, oder was man mag) bestreuen, über Nacht marinieren. Am nächsten Tag über der Glut auf einem Rost oder einer Steinplatte (wie hier auf dem Bild) kurz auf beiden Seiten rösten. Eventuell nochmal mit etwas Olivenöl beträufeln. Schmeckt warm oder kalt vorzüglich. Solo oder mit Fleischbegeitung. Ein wunderbarer Sommerauftakt, der nach meinem Geschmack ganz oft wiederholt gehört!



Donnerstag, 23. Juni 2011

100 Millionen Sonnenblumen

100 Millionen Sonnenblumen wären gewachsen.
Wäre Leben in ihnen gewesen.
In einem sozialen Netzwerk bin ich darauf gestoßen. Diese "Ausstellung" in einem großen Saal der Tate Modern in London musste ich nicht besucht haben, um restlos berührt zu sein. Ein kurzes Video genügte.




An diesem "Werk", das aus 100 Millionen Sonnenblumenkernen besteht, wurde dreißig Jahre lang gearbeitet. Jedes dieser Kerne ist perfekt und täuschend echt aus Keramik gefertigt und in Handarbeit bemalt. Im Herbst 2010 in einer großen Ausstellungshalle in London zentimeterdick auf dem Boden aufgeschüttet, konnte die Arbeit tausender Stunden besichtigt werden.

Besucher gehen darauf herum, sitzen, liegen, spielen mit den einzelnen Kernen. Versinken darin und in sich. Ich versuche mir vorzustellen, was es für ein Gefühl sein muss, dort gewesen zu sein. Ein bisschen wird es durch das Video erlebbar, nachvollziehbar. 
Ich wäre neugierig auf die Assoziationen anderer, was es in mir auslöste, wäre ich dort gewesen.

Die Arbeiten von Ai Weiwei, dem chinesischen Künstler, der bis vor Kurzem in China inhaftiert war, werden mehr und mehr auch bei uns bekannt. Ein mutiger Mann, der immer wieder Kritik an der Politik in China übt.
Er soll arbeiten können, er hat viel zu sagen.

Montag, 20. Juni 2011

Die Eiche / Oak im Keltischen Baumkreis

Mit der Eiche (Quercus) haben wir aus Sicht der Kelten den Archetypus eines Baumes vor uns. Die Eiche herrschte über die Mittsommerzeit vom 10. Juni bis 7. Juli. Nach Ranke Graves begründete sie als Hauptbaum das Keltische Baumalphabet. Der Eichenkult soll vor etwa 3500 Jahren von der Ostsee nach Britannien gekommen sein, die druidische Religion beruhte auf dem Kult um die Heilige Eiche. Ihr Name im Keltischen war DUIR, der Buchstabe D.

Inchiquin Park, Beara Peninsula, Irland

In vielen europäischen Sprachen geht das Wort für Tür auf das keltische Duir zurück. Altgälisch "dorus", in der lateinischen, griechischen, deutschen, hebräischen und in weiteren indoeuropäischen Sprachen, sogar im Sanskrit (dwr) ist abzuleiten, dass Türen bevorzugt aus Eichenholz gefertigt waren, aber auch wie kulturell eng verbunden dieser Kontinent gewesen sein muss. Die Eiche als ein sprachlich verbindendes Element zwischen den vielen verschiedenen Stämmen Europas und darüber hinaus. Ein faszinierender Gedanke.


Eichen im Vorder- und Hintergrund, Inchiquin Park, Beara

"Thing" hießen die mehrtägigen Ratsversammlungen keltischer Stämme, die stets unter Heiligen Eichen (oder Linden) unter Teilnahme der Clanführer und Druiden ( siehe auch in diesem Wort die Verbindung zu Duir) abgehalten wurden. Hier wurde auch Recht gesprochen. Ein zeremonieller Ablauf und der Wille solange zu verhandeln, bis man zu einem für alle be-fried-igenden Ergebnis kam, zeugen von einer hochentwickelten Kultur. Neben der griechischen sind auch hier alte demokratische politische Strukturen innerhalb Europas zu erkennen. Ein genauerer Einblick würde den Rahmen hier sprengen, nur so viel: In Island sind regelmäßig abgehaltene demokratische Versammlungen in Thingvellir vor tausend Jahren belegt, zur selben Zeit herrschten in Zentraleuropa Adelshäuser.


Muckross Gardens, Killarney, Irland
  
Warum kam gerade die Eiche solche Bedeutung zu, könnte man sich fragen.
Sie wächst bevorzugt auf Kreuzungen von unterirdischen Wasserläufen und Verwerfungen und zieht damit Blitze an. Der Spruch: "Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen", der schon Schulkindern mitgegeben wird, weist auf richtiges Verhalten im Freien bei einem Gewitter hin. Die mehrstöckige Krone, eine tief reichende Pfahlwurzel und häufiger Blitzeinschlag bescherte der Eiche den Ruf, der Sitz eines Gottes zu sein, dessen Gesetz sowohl im Himmel, als auch auf der Erde und in der Unterwelt galt. Eichen können außerdem ein sehr hohes Alter erreichen.


Eichenholz ist zäh, hart und unverwüstlich, es überdauert Jahrhunderte und zählt zu den wertvollsten Nutzhölzern für Möbelbau und Innenausbau. Wir alle kennen die hervorragend recherchierten Comics von Asterix mit dem Abschlussbild auf der letzten Seite, wo man unter einer mächtigen Eiche tafelte, dass sich die Eichenbretter sprichwörtlich bogen. Bis zum 17. Jahrhundert gab es europaweit ausgedehnte Eichenwälder, mehrere hundert Arten waren gut an die unterschiedlichen Gegebenheiten angepasst. Besonders in meeresnahen Gegenden wurde in der Folge im großen Maßstab abgeholzt, weil man das Holz für den Schiffbau brauchte.

Frucht einer immergrünen Eichenart


In Irland habe ich bearbeitetes Eichenholz entdeckt, das man aus dem Moor geholt hat, es ist manchmal mehrere tausend Jahre alt und bei Künstlern sehr beliebt, weil es sich wunderschön bearbeiten lässt. Medizinisch von Bedeutung ist die Rinde wegen ihres hohen Gerbstoffgehaltes, sie eignet sich zum heilen für Haut und Schleimhaut. Das aus den Eicheln gewonnene Mehl gehört zu den ältesten Nahrungsmitteln in Europa. Die  Früchte fanden als Viehfutter für Schweine Verwendung.




In Zeiten der Unsicherheit, vor wichtigen Lebensentscheidungen oder in Situationen wo Mut gefragt ist, kann es hilfreich sein die Nähe einer Eiche aufzusuchen. Sich Zeit lassen, sich bewusst für eine kurze Zeit aus dem Feld einer zur Gleichschaltung verführenden Mediengesellschaft auszuklinken und zu horchen, was aus dem eigenen Inneren aufsteigt, könnte zu überraschenden Ergebnissen führen. Unter einer Eiche kann die Verbindung zur inneren Kraft leichter gelingen oder Sicherheit gefunden werden, wenn es darum geht, eigene Wege zu gehen.
Wenn wir uns gleichzeitig auf die keltische "Kernkompetenz" der Eiche besinnen, könnte eine Versammlung einer kleineren oder größeren Gemeinschaft in schwierigen Fragen zu neuen Lösungen führen. Wäre es nicht einen Versuch wert, die Europäische Regierung in Arbeitsgruppen aus ihren Betonburgen zu holen und unter freiem Himmel mit dem Blick auf majestätische Bäume konferieren zu lassen? Undenkbar? Wir schmunzeln vielleicht bei diesem Gedanken.

Eichenblüte
Wie gut es geht, den Kopf freizubekommen und zu neuen Perspektiven zu gelangen, wenn wir  nach einem langen Tag innerhalb der vier Wände ins Grüne hinaus gekommen sind, haben wir alle sicher schon erlebt. Es wäre vielleicht gar nicht so dumm, etwas aufzugreifen, was vor vielen Jahrhunderten Menschen mit hoher Verantwortung dem Kollektiv gegenüber zum Erfolg geführt hat.
 
Verhandeln, bis weißer Rauch aus Eichenscheitern aufsteigt könnte die Devise lauten.




Weißt du wo in deiner Umgebung die nächste alte Eiche steht?
Wann hast du sie das letzte Mal besucht? Es könnte der Baum sein, der deinen persönlichen Himmel mit der Erde verbindet und dich ein Stück auf deinem Weg weiterbringt.


Diese Serie zum Keltischen Baumkreis erscheint auch im Irlandblog von Markus Bäuchle: Berichte von der Insel. Fast täglich. Der Journalist und Wanderer schreibt über Irland. Über aktuelle Ereignisse, interessante Hintergründe und Irland als Urlaubsland - und - er bietet auch mehrmals jährlich Wanderwochen an.  Hier könnt ihr mehr über meine Erlebnisse dazu lesen. Selbstverständlich findet ihr alle Info dazu auf Markus´Blog. 

Die Serie zum nachlesen findet sich auch unter LABELS "Keltischer Baumkreis" in der rechten Seitenleiste hier auf kleine freude.

Blau

Kein Wochenende zum blau machen war das. Intensive Zeiten. Viele Begegnungen, viele Erlebnisse. Vieles, das Spuren hinterlassen kann. Keine Zeit für Langeweile. Der Garten macht in blau. Der Blick hinaus, ein kurzes Nicken von Blüte zu Blüte tut gut und erfrischt. Wie der Regen, der endlich gefallen ist.


Donnerstag, 16. Juni 2011

Fast zu schön / 3

Rosen im Volksgarten.

Hier der vorläufig letzte Teil, denn gelbe Rosen fehlten bisher.
Ich mag diese Farbe bei Rosen auch, sie hat nicht so viele LiebhaberInnen. Vielleicht deshalb, weil man mit der Farbe von geschenkten Rosen früher bestimmte Botschaften verband? Danach soll gelb für nachlassende Gefühle gestanden haben und wäre als die Old-school-Variante einer SMS "es ist aus" noch bei Weitem liebenswerter gewesen. Frau hätte sie immerhin getrocknet auf ewige Zeiten aufbewahren und an ihrem feinen Duft ihren Schmerz über die Trennung abarbeiten können.

Diese Englische Rose in einem zarten orange-gelb, das beim aufblühen immer mehr ins gelb verblasst, erkannte ich sofort. Sie gibt es auch in meinem Garten und ich liebe sie für ihren zarten Duft nach schwarzem Tee und dieser wunderbar fröhlichen und zugleich sanften Farbe.


               Graham Thomas, 1983


               King Boreas, 1941

Eine klassische Teerose. Sie strahlt in einem seltenen kräftigen Zitronengelb und ist eine Diva. Ich kann mir keine andere Farbe zu ihr vorstellen, außer vielleicht weiß. Ihre Blütenköpfe sind nicht sehr groß, aber perfekt geformt mit einem festen Körper.


               Valencia, 1989

In der Farbe nicht stark von Graham Thomas abweichend mit etwas mehr orange, fasziniert mich hier, welch unterschiedliche Charaktere Rosen haben können. Jene wirkt leicht und duftig, diese trotz der sonnigen Farbe etwas zurückhaltend und kapriziös.



Hier noch ein Bild, um den Gesamteindruck zu bekommen, wenn hier auch nur ein kleiner Teil zu sehen ist.



Blick in die eine und



in die andere Richtung. Im Hintergrund ist das Burgtheater zu sehen.

Nur wenige Meter außerhalb der dichten Bäume links im Bild hat mehrspuriger Auto- und Straßenbahnverkehr am Ring das Wort. Hier ist davon nichts zu bemerken. Die Kastanien sind als undurchsichtige Wand gestaltet, hier existiert eine gänzlich andere Welt. Düfte und Farben beherrschen im Mai und Juni die Szenerie, aber auch danach taucht man hier in eine Welt ein, die Ruhe und Entspannung ausstrahlt. So viele Stühle, so viel grün. Die Stadtplanung der Ringstraßenzeit vor 150 bis 100 Jahren kann man nur als visionär bezeichnen. Nie waren möglicherweise solche Grünoasen in der Stadt wichtiger als heute.

Dienstag, 14. Juni 2011

Fast zu schön / 2

Rosen im Volksgarten.

Kein leichtes Leben für die empfindlichen Rosenblüten. Tageweise knallt die Sonne mit fast 30° Lufttemperatur im Schatten auf die Stadt. Dazwischen entladen sich Gewitterwolken und trommelt starker Regen und Hagelkörner vom Himmel was geht. Die Blühzeit der Rosen vergeht viel zu schnell, unter solchen Bedingungen verkürzt sie sich bei manchen Sorten ziemlich.


               Tahiti, 1947

Dieses Farbspiel von hellorange, lachsfarben, rosa bis pink! Kann es so etwas überhaupt geben? Es kann!


               Rumba, 1960

Selbst im verblühen noch wunderschön, ich liebe diese ineinander verlaufenden Farbnuancen sehr.


                Cesar, 1993


Diese Englische Rose besticht durch ihre verschwenderischen Fülle. Dicht an dicht die Blütenköpfe, zahlreiche Blütenblätter, die im aufblühen innen pink sind und nach und nach heller werden bis zu einem Champagnerton.


               Mainzer Fastnacht, 1965

Sorry, diesen Namen kann ich nicht nachvollziehen. Was hat diese zarte, edle Farbe mit lautem Feiern zu tun. Aber darauf kommt es ja nicht an. Auch die Form dieser Blüte wirkt so wunderschön edel und klassisch.


                Frau Karl Druschki, 1901

Wenn ich einmal viel Zeit habe möchte ich nachforschen, wer diese bedauernswerte Frau war. Sicher trug sie einen schönen weiblichen Vornamen und gab eine vornehme Erscheinung ab, hätte man sonst diese schöne Rose nach ihr benannt? Oder wollte Herr Druschki aller Welt stolz seinen Edelmut hinterlassen oder eine andere tragische Geschichte spielte mit? Wir wissen es nicht, aber der Name tut in den Augen weh, es waren andere Zeiten. Diese Sorte finde ich auch ganz besonders romantisch. So ein Hauch Wehmut, der Anschein von perfekter, aber gleichzeitig vergänglicher Schönheit liegt schon in der noch vollen Blüte.

Kann man sich angesichts dieser Vielfalt an grandioser Vollkommenheit für eine Sorte entscheiden und sagen: Diese ist für mich die Schönste? Bei jeder denke ich das und trotzdem gibt es noch Neues, immer wieder neue Züchtungen. Wir Menschen sind komisch, wir haben nie genug.

Angesichts dieser Bilder möchten wir die Züchter ja sogar antreiben. Lila mit dunkelrot habe ich noch nie gesehen, aber wahrscheinlich gibt es auch das schon. Irgendwie beruhigend.


Sonntag, 12. Juni 2011

Luxus?

Ein langes Wochenende steht bevor. Im Juni bedeutet das doppelte Freude. Die Sonne wird sich nicht lumpen lassen und wir werden uns entscheiden müssen. So viele Möglichkeiten, alles ist offen. Dieses Wochenende gibt es keine Termine mehr. Also einfach drauf los leben, schauen, was Spaß macht. Achtundvierzig Stunden lang. Luxus, oder? Eigentlich schon. Aus dem Moment leben. Auch wenn dann zum Schluss gar nichts aufregendes dabei war. Meine Definition von Luxus ist das, ja schon. Auch nach längerem überlegen.


                                         Platz an der Sonne am Heldenplatz in Wien

Samstag, 11. Juni 2011

Fast zu schön / 1

Rosen im Volksgarten.
Fast zu schön, Dornen verbinden Himmel mit Erde.

Unzählige Male haben schon große und kleine Dornen den Weg durch die oberen Hautschichten meiner Hände gefunden. Fast jedes Mal fluche ich, aber jedes Mal vergesse ich auch wieder. Rosen ohne Dornen wären nicht auszuhalten, zu schön, zu perfekt, unpassend für irdische Verhältnisse. Sie würden langweilen, wie Seidenblumen die nie verwelken. In meinem Garten wachsen etwa 40 Schönheiten. Nicht viel, denn es sind auch einige gleiche darunter.

Von den zirka 400 Rosensorten im Volksgarten in Wien habe ich letzten Sonntag willkürlich ein paar herausgepickt, um sie euch hier vorzustellen. In mehreren Reihen hintereinander sind sie auf Hochstamm gezogen, in der Höhe fein abgestuft, sodass keine die dahinter wachsenden verdeckt.

Nach einer Großen Ebene in Ungarn benannt, besticht die erste durch ihre Farbe. So ein gleichmäßig intensiv leuchtendes, tiefes, helles Rot ruft vorlaut unter den vielen Nachbarn hervor. Die Form der Blüte mutet klassisch an, so wie man sich eben Rosenblüten vorstellt.


               Pussta, 1972

Nach der feurig-temperamentvollen nun eine Zurückhaltende, Elegante. Wie man so eine Züchtung hinbekommt, frage ich mich. Außen dicht an dicht  vollendet geformte Blütenblätter, innen plötzlich locker gefältelt, klar in den Farben.


               Nostalgie, 1995


Hier die Dramaqueen mit einem langen, gleichzeitig großen und schweren Kopf. Außen eher pink, aber nach innen zu deutlich tiefrot mit feinen hellen Streifen nimmt diese Rose ordentlich Raum ein. In der Vase würde sie mir als Einzelstück am besten gefallen.


               Bajazzo, 1961


Hier gehts ins Pink und ja, verspielt? Die Blütenköpfe sind gar nicht so groß, aber sie plustern sich auf. Jedes Blütenblatt macht sein eigenes Programm, rollt sich ein und zaubert so Fülle in den Auftritt. Sie erinnert mich mehr an Kamelien, als an Rosen. Die Knospen sind wunderschön, ein Strauß mit diesen Knospen eine fröhliche Pracht. Aufgeblüht wäre mir das to much.


               Papageno, 1989

Eine perfekte Inszenierung: Vor in Form geschnittenen Kastanienbäumen kommen die Hochstammrosen wunderbar zur Geltung. Bunt gemixt blühen sie da, nicht jeder mag es so. 
Es gibt ein vielfältiges Bild, so wie die Menschen zu ihren Füßen. Einst dem Adel vorbehalten, jetzt für alle da, ein Volksgarten eben, allerlei Volk weiß das zu schätzen, jetzt zur Blütezeit besonders.



Diesmal durften die roten Rosen ins Rampenlicht, andere Sorten habe ich noch für euch in petto, demnächst.

Dienstag, 7. Juni 2011

Die Linde

Jeder 7. des Monats ist einem Baum gewidmet.

Von meiner Lieblingslinde, einer Sommerlinde, habe ich kein Foto. Es ist an die zehn Jahre her, dass ich diesen beeindruckenden Baum das letzte mal besuchte und es wäre an der Zeit es wieder zu tun. Schon von weitem, vom Boot aus hatte mich die 1000jährige Linde auf der Fraueninsel im Chiemsee beeindruckt. Sie steht auf dem höchsten Platz dieser sehr kleinen Insel, umgeben von anderen, viel jüngeren Linden. Mit einem Stammumfang von 8 Metern und einer Höhe von etwa 35 Metern beherrscht sie dieses Stück Erde inmitten des Sees und der schöne Turm des alten Frauenklosters tritt fast in den Hintergrund. Solange nicht dort gewesen und trotzdem meine liebste Linde? Ihre Ausstrahlung und Schönheit war so gewaltig schön, dass ich noch heute eine emotionale Verbindung zu ihr habe.


               Diese Linde steht mitten im Hof des Schlosses in Ottenschlag, Niederösterreich

Linden stehen oft prominent auf großen und schönen Plätzen. Man nannte sie oft Gerichts- oder Tanzlinden und es gibt sie immer noch in vielen Orten und Städten im deutschsprachigen Raum solitär mit entsprechend ausladendem Wuchs, dort wo man sich versammelte und gesellschaftliche Ereignisse, die für alle Bewohner wichtig waren, stattfanden. Sicher kennt auch ihr die eine oder andere schöne Alte. Auch in Österreich gibt es einige "Tausendjährige Linden". In Millstatt in Kärnten im Stift zum Beispiel. Diese ist zwar erst an die 350 Jahre alt und körperlich schon ziemlich bedient. Dafür, dass sie weiterhin für die Millstätter ihren Baum steht, müssen Baumdoktoren all ihre Kunst aufbieten. Sie tun es, denn diese Linde mag wohl niemand missen. Auch sie habe ich schon vor vielen Jahren besucht und kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie sie sich angefühlt hat.


           Eine wunderschöne Linde vor dem Tor zum Schloss Weitra im Waldviertel, Niederösterreich

Gut möglich, dass unter den dichten Kronen mit den herzförmigen Blättern früher der eine oder andere Liebesschwur über die Lippen kam oder ein Eheversprechen gegeben worden war. Die Linde ist sicher eine der Bäume, die man mit der Liebe verbindet und nicht nur das. Aller Streit, Missgunst, Neid, üble Nachrede sollte unter einem Lindenbaum gemildert worden sein und Raum für Versöhnung entstehen können.




Am meisten liebe ich diesen Baum gerade jetzt, zur Zeit der Blüte. Kein anderer Baumduft kommt für mich an diesen süßen Honiggeruch heran, der besonders am Abend, wenn die Luftfeuchtigkeit steigt durch die Luft zieht.



Auch bei uns an der Dorfstraße stehen Linden und obwohl sie in ihrem Wachstum beschnitten werden müssen, sind sie trotzdem schön. Als wollten sie alles tun, um uns fröhlich und gelassen zu stimmen.

Im deutschsprachigen Raum kennt wohl jeder das Lied von der Linde, das Franz Schubert so romantisch vertont hat. Hier könnt ihr eine englische Version hören, die textlich ziemlich abweicht, mir trotzdem gut gefällt.



Am Brunnen vor dem Tore da steht ein Lindenbaum. 


Das war der 12. Beitrag dieser Serie, die am 7.7. 2010 begonnen wurde und in dieser Form jetzt zu Ende geht. Viele Bäume, die ich auch liebe, sind noch nicht dabei gewesen. Meine Liebesgeschichten mit Bäumen sind nicht beendet und so werden sie auch in Zukunft in Wort und Bild und Emotion auf kleine freude eine Plattform finden.




Hier könnt ihr die bisherigen Posts zur Serie des 7. jeden Monats abrufen oder unter Bäume im Feld "Labels" in der rechten Seitenleiste dieses Blogs. 







Sonntag, 5. Juni 2011

Rosenfrauen

Eine liebe Freundin hatte mich aufmerksam gemacht. Sie arbeitet in der Nähe des Volksgartens in Wien, wo jetzt hunderte Rosen blühen. In den letzten Wochen hatte ich die Tendenz innerhalb meiner vier Gartenwände zu bleiben. Es fehlte mir nichts, ich war zufrieden. Uschi erzählte mir gestern von ihren Mittagspausen zwischen allen vorstellbaren Rosenfarben und -düften. Das musste ich dann doch sehen!
Sonntag Nachmittag im schönsten Rosengarten Wiens: Als hätte soviel Schönheit magnetische Kraft. Als würden sich Anmut und Harmonie von Mensch und Natur hier versammeln. Eine halbe Stunde genügte, um schöne Frauen jeden Alters auf die Speicherplatte zu bannen. Sie waren da, überall, genossen die Pracht, schnupperten, fotografierten sich gegenseitig, posierten, lachten und freuten sich.


                            mit Klick kann das Bild vergrößert werden

Ich war gekommen, um Rosen zu bewundern. Das tat ich auch, aber noch mehr nahmen mich diese Frauen für sich ein. Einige der Rosen möchte ich euch noch ein anderes mal zeigen, diesmal soll es mit diesem Bild genug sein.

Der Volksgarten liegt zwischen dem Heldenplatz und dem Burgtheater an der Ringstraße im Herzen von Wien. Anfang Juni ist es hier am schönsten. Nicht wahr?

Es ist Zeit, viel Zeit

Ein unglaublich intensiver Frühling ist inzwischen von einem in unserer Gegend sehr warmen und trockenen Frühsommer abgelöst worden. Alles was blüht, tut das mit einer wunderbaren Fülle. Die Rosen und der Falsche Jasmin bestimmen jetzt mit ihrer Erscheinung und ihrem Duft den Garten und ich kann mich kaum von ihrem Anblick losreißen.


                                Iris barbata-elatior 'Caldron'

Ich dachte bisher, der Herbst wäre die Zeit des Abschied nehmens. Aber wenn ich mir vergegenwärtige, welche Menge an Blüten in den wenigen Wochen seit dem Beginn des Frühlings rundum gekommen und wieder gegangen sind, muss ich sagen, jetzt ist das eher der Fall. Kaum beginne ich mich am Anblick der Pfingstrosen oder der hohen Bart-Iris (Foto) zu freuen, schon ist es vorbei, alles verblüht, von einem kurzen, heftigen Regenguss zerstört und bald vergessen. 
Die nächsten Blüten drängen ans Licht und gaukeln uns vor, es würde ewig dauern. Immer würde etwas blühen, immer neu, immer weiter und weiter so.

Die Zeit bis zur Sonnenwende verfliegt jedes Jahr so schnell, es sind nicht einmal mehr drei Wochen bis dahin. Subjektiv betrachtet hat die schöne Jahreszeit erst vor kurzem begonnen und doch werden wir uns bald wieder von länger werdenden Tagen verabschieden.
Dann kehrt Ruhe ein, was schön ist. Alles entwickelt sich mit Muße, kein hasten mehr, Sonnenhut und Taglilien werden länger blühen, denn sie müssen das. Damit wir ein wenig das Gefühl haben können, es ist Zeit, viel Zeit und der Sommer ist noch lang. 
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