Mittwoch, 29. September 2010

Brutti ma buoni

Brutti ma buoni, ein eigenartiger Name für etwas Keksähnliches fanden wir, als wir diese italienische Süßigkeit in einer Auslage in Asissi entdeckten. Dolci in Italien sehen ja oft sehr schön aus und entpuppen sich noch öfter als viel zu süße Zuckerbomben.


Schiach oba guad, hörten wir eine eindeutig wienerische Zunge hinter uns sagen, so könnte man diesen Namen am treffendsten übersetzen, hieß es. Für des Wienerischen nicht so gewöhnte Leser die Übersetzung ins Deutsche: Häßlich, aber gut. Leider haben wir es verabsäumt, diese Behauptung auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen.




Als ich unlängst in meiner Küche stand und frisches Fallobst aus dem Garten verarbeitete, fiel mir dieser Name wieder ein. Hier in aller Kürze das Rezept für Apfelcrumble, damit dieser Post auch einen praktischen Nutzen hat:



Äpfel und Birnen grob raspeln, in einer flachen Auflaufform verteilen. Darüber kommt Butter mit Dinkelmehl und ein wenig Rohrzucker verbröselt und natürlich Zimt, Kardamom, oder was man sonst noch möchte. Für eine halbe Stunde ab ins Rohr. Fertig. Warum ich jetzt gerade da drauf komme? Nicht schwer zu erraten. Das Ergebnis ist einfach schiach, aber guad.


Geschmeckt hat es uns allen. Einfach, praktisch und sehr gut.
Irgendwie schade, dass unsere Augen sooft das Kommando über unsere vereinigten Sinnesorgane  übernehmen und die Wahl treffen. Manchmal sind sie viel zu leicht zu überzeugen. Der Gaumen muss dann mit der Entscheidung leben.
Beim nächsten Mal werden die brutti ma buoni aber trotzdem gekostet. Die Augen wollen schließlich den Beweis. Koste es, was es wolle!

Dienstag, 28. September 2010

Grün im Bermudadreieck

Aus Gründen, über die ich in etwa einer Woche berichten möchte, durchstreifte ich in den letzten Wochen mehrmals unsere Bundeshauptstadt Wien mit meiner Kamera. Meistens gibt es ja einen bestimmten Fokus für die Betätigung des Auslösers. Was ich hier diesmal zeigen möchte, war eigentlich ein Nebenprodukt meiner Streifzüge. Es war mir aufgefallen, in welcher Weise sich Menschen in einer Umgebung, die wenig Spielraum für Natur läßt, Möglichkeiten finden, um sich mit üppig wachsenden Pflanzen zu umgeben.


Der Kontrast könnte nicht größer sein. Der Efeu bildet einen lebenden Vorhang vor dem großen Tor im Innenhof des Erzbischöflichen Palais. Nicht nur vor dem Tor, auch rundherum vor den Arkaden löst das lebendige Grün die Strenge der Architektur auf. Ich möchte am liebsten immer wieder rundherum gehen, ein schönes Bild.


Beim Lieben Augustin in der Griechengasse fragt man sich, wo dieses Grün wohl wurzeln mag, enge Gasse, dicht verbaut, gleich dahinter der einzige noch erhaltene Wohnturm Wiens. Der Kletterkünstler Efeu schafft sich  trotzdem Raum.


Blumenkisterl mit Sommerblühern, überall in Österreich sehr beliebt, haben es offensichtlich in der Großstadt schwer. Warum sonst sind sie in Wien selten zu sehen. Im Innenhof  eines Altbaus, sorgt Schatten einige Stunden am Tag für akzeptable Bedingungen. Sonst müsste man wahrscheinlich mehrmals am Tag gießen, die Hitze wäre den Blumen trotzdem zu viel.


Früher sah man auf Plätzen üppig mit verschiedenfarbigen Sommerblühern versehene Beete. Dieses Konzept wird mehr und mehr abgelöst. Manchmal dominieren verschiedene Ziergräser in Kombinationen. Diese Gestaltung am Karlsplatz gefällt mir besonders gut. In konzentrischen Kreisen sind niedrige Dauerblüher mit duftig in die Höhe wachsenden Stauden vereint. Das ergibt eine Leichtigkeit, kleine Blütenköpfe scheinen über der Wiese zu schweben.


Nun möchte ich noch einen tapferen Einzelgänger vorstellen. Dieser Baum, dessen Namen ich nicht kenne hat sich nicht unterkriegen lassen und hält seine Stellung im Bermudadreieck. Dort ist er weit und breit der Einzige. Warum das so ist, darüber darf spekuliert werden. Es gibt Verdachtsmomente, es ist aber nichts bewiesen. Aber wir sind optimistisch, nicht alles verschwindet dort, manches bleibt oder kehrt wieder. Vielleicht auch Bäume.


Montag, 27. September 2010

Babys, der Film

Am Sonntag Nachmittag ins Kino setzen, wenn draußen ein sehr frischer Wind aus Norden bläst und Regenschauer uns das Fotografieren vermiesen. Mit jungen Eltern und Kindern staunen und sich wieder erinnern, wie es mit den eigenen Babys war.

Der Film: Babys. 
Je ein Baby aus Namibia, aus Japan, aus der Mongolei und aus den USA werden in ihrem ersten Lebensjahr mit der Kamera begleitet. Kein Begleitkommentar, fast keine Erwachsenen im Bild, außer dort, wo das Baby engen Kontakt hat. Momente im Leben der Kinder eingefangen, mit völligem Verzicht auf eine Inszenierung. Die Kamera gibt uns das Gefühl am Geschehen teilzunehmen.

      Dieses Baby gehört zu meinem persönlichen Umfeld und kommt nicht im Film vor.

Was und wie kleine Menschen in den ersten Monaten in stark unterschiedlichen Lebenswelten mit Eltern, Geschwistern, Haustieren und Dingen erleben, wird mit viel Situationskomik und Einfühlungsvermögen gezeigt. 

Sagen alle Kinder auf der Erde Mama?  Diese Kinder taten es und das erstaunte mich vielleicht am meisten! Ein weißes, ein schwarzes, und zwei Kinder aus dem asiatischen Raum verwenden das gleiche Wort, um ihre Mutter zu rufen. Warum das wohl so ist? Ob es dazu Studien gibt? Eine interessante Frage!
Es wird auch deutlich, was für zähe und mutige Wesen Baby so sein müssen. Sie setzen sich gegen nur wenig ältere Geschwister, Kühe, anderes Getier mit langen Hörnern, Babylerngruppen, Supermärkte und sonst noch einiges durch und fangen immer wieder von vorne an zu üben. 

Ein schöner Film, der Gemeinsamkeiten in der Entwicklung des Menschen bei aller kulturellen Unterschiedlichkeit deutlicher werden läßt.
Und das war heute wirklich eine kleine Freude.

Sonntag, 26. September 2010

Kastanienzeit

In den vergangenen Tagen konnten wir der Illusion erliegen, der Sommer wäre doch noch nicht zu Ende. Vorausgesetzt man musste das Haus erst gegen den späten Vormittag verlassen, lockten Temperaturen jenseits der 20° sogar am Abend ins Freie. 
Ein wenig braun beginnen sich zwar die äußeren Ränder der Linden zu verfärben, aber das kommt in den besten Sommern schon viel früher vor. Von den Kastanienbäumen kennen wir ja die vorzeitige Verfärbung durch den Befall der Miniermotte.


Diese Woche aber stieß ich auf untrügliche Zeichen des Herbstes. Wenn einem die prallen, tiefbraunen, glänzenden Früchte der Kastanienbäume beim Spazierengehen auf den Kopf zu fallen drohen, dann gibt es kein zurück mehr. 




Es ist etwas Komisches mit diesen Kastanien. Sie überleben die höchsten Stürze vom Baum ohne alle Blessuren. Sie sind am schönsten in dem Moment, wenn sie einem vor die Füße rollen.Sie erziehen einem zum Verweilen im Augenblick. Nicht sofort, sondern nach unzähligen Versuchen, diese Schönheit zu retten, mitzunehmen und noch einige Tage zu genießen. 


Es gibt nichts auf der Welt, das sich schneller aus einem vollkommenen Zustand in Hässlichkeit verwandelt. Jede gerupfte Blüte behält noch nach Tagen in der Vase eine Erinnerung an ihren lebendigen Ausdruck. Auch wenn die Blütenblätter schon abgefallen sind, irgendetwas an ihnen gefällt mir trotzdem meist noch.
Kastanien verwandeln sich im Zeitraffer in stumpfe, formlose, graubraune Klumpen ohne Erbarmen.

Und trotzdem gehören sie zum Schönsten, was es im Herbst draußen zu sehen gibt.

Donnerstag, 23. September 2010

Diese drei!

Mein kleiner Gemüsegarten lief dieses Jahr sozusagen auf Sparflamme. Er hat sich eine kleine Leistungspause verdient. 

Halt, so ganz streng ging es dann doch nicht zu. Die Beete legten ein Veto ein. Wenn ich sie nicht betreute, würden sie sich einen Extravorrat Unkrautsamen zulegen, drohten sie mir. Na ja, herauskam, dass wir halbe halbe machten. 

Kräuter laugen Böden nicht aus. Drei verschiedene Basilikumarten dankten mit üppigem Wachstum, ohne dass ich die Gießkanne bemühen musste. Der August belieferte sie mit regelmäßigem Nass von oben.


Fisolen (gelbe Bohnen) durften auch ins Beet, sie sorgen ja über Wurzelknöllchen für eine Extraportion Stickstoff im Boden. Ganz ohne Paradeiser ging es dann doch nicht. Zwei Stauden mit Minifrüchten war ein Platz vergönnt. Sie wurden regelmäßig von Heerscharen an Nacktschnecken besucht, bis in die höchsten Spitzen krochen sie.
Nach einem Besuch beim Griechen fand sich unsere Lieblingssommerspeise 2010 aus eben diesen drei Zutaten wöchentlich auf unseren Tellern wieder. Bis dahin war es mir noch nie in den Sinn gekommen Fisolen mit Paradeisern zu kombinieren!


Gehackte Zwiebel, frisch gepflückte Basilikumzweige und von der Haut befreite grob gehackte Paradeiser in der Pfanne rösten und auf kleiner Flamme einreduzieren. Basilikum herausfischen. Das Aroma harmoniert wunderbar mit den extra kernigweich gedämpften Fisolen. Nun noch alles vorsichtig mischen, manchmal kam noch gerösteter Speck dazu. 


So einfach und so köstlich. Was so eine kleine Pause für das Gemüsebeet alles bewirken kann. Nächstes Jahr werde ich wohl nicht umhin können und wieder Fisolen anbauen. Butterzart, so fein aus dem eigenen Garten.

Mittwoch, 22. September 2010

Atempause


Zwei Tage im Jahr gibt es für jeden Ort auf der Erde Ausgleich, Balance. Die Tag- und Nachtgleichen machen uns zu einer großen Familie, in der alle in einem besonderen Moment verbunden sind.  Ein kurzer Nullpunkt, eine Stille, aus der die nächste Bewegung hervorgeht. 
Die Kräfte streben auseinander.  
Auf der einen Seite Ausdehnung, auf der anderen Seite Rückzug. 




Scheinbar Gegensätzliches ist verbunden durch Zyklen, an denen alle teilhaben.

Ich mag das Gefühl, ein Teil der großen Menschheitsfamilie zu sein, ein Puzzlestück von mehr als sechs Milliarden Teilen in diesem gigantisch großen, vielfältigen Erdenbild.


Jeder Teil gleich wertvoll für das Ganze Große? Manchmal schwer vorstellbar.
Weil wir nicht alle Zusammenhänge sehen und verstehen.
Ich stelle mir das so vor: Jeder Mensch kennt wenigstens einen anderen, den er liebt und mindestens einen anderen, der ihn liebt. Das Netz, das so entsteht läßt keinen über. Wir alle zusammen gleich wertig.

Die Bewegung, das Streben zur Blüte, das Streben zum Rückzug macht das Leben erst spannend.
Der Stillstand ist nur von kurzer Dauer. Die meiste Zeit macht Veränderung sich breit. Jeder Zyklus unterscheidet sich vom Vorhergehenden.


Einen Turm bauen, sich darüber freuen und ihn wieder zerstören macht schon den Kleinen so viel Spaß.

Die Lust, einen alten Zyklus zu verlassen und in einen neuen Zyklus hineinzugehen möchte ich wohl nie verlieren. Der Spruch " Es kommt nichts Besseres nach"  zählt jedenfalls für mich zu den dümmsten auf Erden.
Alles, was lebt ist in Veränderung.

Und das ist nicht nur auf den zweiten Blick eine kleine Freude.

Montag, 20. September 2010

Goldene Stunde

Die Zeit zwischen dem Sonnenuntergang und dem Verlöschen jeglichen Sonnenlichts hat das Privileg eines Namens bekommen. Die blaue Stunde mag ich eher in der Stadt als in freier Landschaft, dort entstehen interessante Mischungen von künstlichem Licht in allen Farben mit dem natürlich, bläulichen Hintergrundlicht jenseits der Häuser.

Eigentlich geht es hier aber um die Zeit davor.

          Sunset Point bei Keri, Zakynthos
 
Rätselhaft, dass die Zeit, bevor die Sonnenscheibe hinter den Horizont kippt, einfach nur Sonnenuntergang heißt. Die simple Beschreibung eines physikalischen Vorgangs, der Verliebte und Romantiker in Scharen an Sunset-Plätzen versammelt und für glückliche Gefühle sorgt.


Aber sachte, nicht so schnell, wir wollen diese Zeit erst Mal richtig genießen. 
Gerade noch ein Nachmittag, der so schön, den Eindruck vermittelte, er könnte ewig andauern. Keine Schatten kriechen daher, denn die Sonne steht über dem Meer und nichts trennt uns voneinander.



    Alle folgenden Bilder: Irgendwo in County Kerry, Irland

Es ist meine liebste Zeit am Tag, ich schrieb schon mal darüber. 

Eine herrliche Steigerung erlebe ich immer wieder in Irland. Dort pirscht sich die Sonne eine gefühlte Ewigkeit an den Horizont heran. Die abendliche Stimmung steigert sich sehr langsam und es regen sich leise Zweifel. Wird sich die goldene Scheibe gegen die Nacht entscheiden und durchstarten, wie ein Flugzeug, das noch keine Landeerlaubnis hat?




Das Lichtband über dem Meer läuft immer auf mich zu, egal, wohin ich mich bewege. Ist es das, was uns diesen Vorgang besonders am Meer so magisch erscheinen läßt? Die Sonne knüpft eine sichtbare Verbindung zu jedem, der sich ihr zuwendet. 

Ich sehe, also bin ich. 
Ich sehe es, also bin ich verbunden.

Irgendwie sind wir mit dem Licht verbunden, auch wenn wir es nicht immer sehen.
Wir erinnern uns. 
Einfach wunderschön.

Samstag, 18. September 2010

Regenwetter

Mein Blick fällt über den Bildschirm durch die Fensterscheibe auf Regentropfen, vermischt mit verwaschenem Grün. Keiner der letzten vergangenen  Sommer in unserer Gegend ließ die Farben in der Natur so leuchten und erlaubte den Wiesen eine ähnliche Saftigkeit britischer Güte.

Regenwetter bekommt meist ein dickes Minus verpasst, schön ist es, wenn die Sonne scheint. Hier bei uns stört mich die Feuchtigkeit von oben meist auch und doch beginnt sich langsam etwas zu verändern.


     alle Fotos: Belvedere House and Gardens, Mullingar, Irland

Zeit für eine Nase voll kühl-feuchter irischer Luft.

Zunächst wurde es mir bei einem meiner Besuche in Irland bewusst. Der Ehrlichkeit halber muss ich zugeben, dass Tage mit zehn Stunden Gießkannenregen nie meine Zustimmung bekommen werden. Warum aber, eigentlich? Nur weil frau sich dann eine Kapuze überziehen muss, wenn sie hinaus will? An dieser Einstellung mag ich wohl noch etwas drehen!





Aus der Türe tretend, gibt es zu jeder Jahreszeit nach einem Regenguss ganz bestimmte Gerüche und Düfte.  Mal weht eine Prise Stallgeruch von nebenan daher, mal der Duft von nassem Laub.
Am liebsten rieche ich den Buchs, wenn er nass geworden ist. Eine Kindheitserinnerung stellt sich dann sofort ein. Zwischen zwei damals für mich mannshohen Buchssträuchern in den hinteren Teil eines Gartens gelangen und ein Gefühl von Freiheit und Abenteuer atmen. So wenig hat es gebraucht.

Nie sonst fühlt es sich so gut an, richtig tief einzuatmen, als nach einem kräftigen Regen und es ist dabei gleich, wo ich gerade bin.

Mittwoch, 15. September 2010

Abschiedsfreude

Zu meinen liebsten Blüten im herbstlichen Garten zählen die Dahlien. Ich genieße jeden Blick, besonders die orangefarbenen haben es mir angetan. 
Eine liebe Freundin hat mich vor einigen Jahren im Frühling mit den Knollen dieser Dahlie versorgt. Nachdem die Schnecken die ersten zarten Triebe verspeist hatten, aber später doch noch etwas zum Vorschein kam, startete die Pflanze erst im Herbst so richtig durch. Dafür wurden wir mit honigmelonengroßen Köpfen belohnt.


Dahlien vertragen nicht den leisesten Hauch von Frost, schon eine einmalige beißende Morgenluft im Oktober kann alles für den Rest des Herbstes zerstören. Vielleicht liegt sie mir auch deshalb am Herzen?
Ich selbst bin auch manchmal empfindlich und brauche Zeit, um etwas zu verdauen, was mich verletzt hat. 

So hoffe ich für den diesjährigen Herbst auf eine lange Saison. Noch stehen die großen Köpfe ohne Begleitung da, der Sonnenhut daneben ist verblüht, aber die Herbstastern konzentrieren sich schon auf die Vergrößerung ihrer Köpfe und werden bald ihr wunderschönes Violett zeigen.

Jetzt können die Schnecken dieser mächtigen Pracht nichts mehr anhaben. Wir können noch ein wenig der Illusion frönen, dass die Sonne die Blütenköpfe noch oft zum Strahlen bringen wird. 

Ein bisschen Nebel kann dieser Schönheit dann auch nicht wirklich schaden.

Dienstag, 14. September 2010

Caretta Caretta

Dieser Post ist meiner lieben Freundin Schildkrötenfrau gewidmet, sie hat mich dorthin gebracht. An mehreren Stellen im Mittelmeer legt die Meeresschildkröte Caretta Caretta ihre Eier ab. 

Hier,in der Bucht von Laganas auf Zakynthos kümmert sich der WWF mit großem Erfolg um den Schutz der vom Aussterben bedrohten Art, indem sie die Niststrände betreut und Einheimische wie Urlauber informiert. Es ist ein besonderes Erlebnis ganz in der Nähe der Nester Urlaub zu machen.
Die Caretta ist überall präsent, wenn man sich einmal auf sie eingestellt hat.


Der Blick von einer Bergspitze zur anderen in der hufeisenförmigen Bucht gibt eine schöne Sicht auf die steinerne Hüterin der Meeresschildkröten. Marathonissi, die kleine Insel im Vordergrund zeigt deutlich die Form einer solchen. Sie gibt den frischgeschlüpften Jungen die Richtung ins offene Meer  vor.


Die Caretta ist auf der Insel allgegenwärtig, in Form von touristischem Klim Bim, aber noch viel mehr trifft man auf den kreativen Ausdruck einer  Kommunikation mit ihr. Die Menschen lieben sie und hinterlassen Botschaften.


Manchmal hat man Glück und begegnet einer Lebendigen. In diesem Fall einer Baby Caretta auf dem Weg in ihr hoffentlich langes Leben.


Die ganze Bucht vibriert in der Feuer-Wasser Energie dieser imposanten Tiere, die erwachsen bis zu 120cm groß werden. Hat sich da eine im Stein versteckt und ihre Vorderflosse vergessen?


Die Muttertiere haben nach der Eiablage im Sand die Gegend bereits wieder verlassen. Ein Stück Schwemmholz erinnert noch an sie. Seht ihr den großen Kopf mit dem Auge? Dieses Stück gibt unmissverständlich zu verstehen, dass die Bucht in erster Linie den Carettas gehört, sie waren schon vor uns da und wir begegnen ihnen mit Respekt und Freude.  
Dank der Initiative der Tierschützer werden sie sicher noch lange in die Bucht von Laganas zurückkehren und für einen Fortbestand der Art sorgen.

Ein neuer Wind

In der Hauptstadt einer griechischen Insel konnten wir jüngst sehen, wie sich Menschen zu helfen wissen und nicht den Mut verlieren, wenn ihnen gerade der Wind ins Gesicht bläst.


Wenn man sich keine neuen Maschinen leisten kann, werden eben die alten repariert. Mit einem Schuss Gelassenheit und einem Gespür, was gerade gebraucht wird, findet dieser kleine Familienbetrieb ein gutes Auskommen. 


Der Bruder des Chefs, Spezialist im Neuwickeln von Motoren freut sich über unser Staunen. Er lebt davon, dass diese Arbeit sonst niemand mehr so gut beherrscht wie er. Dank der guten Englischkenntnisse des Chefs, er ist seit langem mit einer Engländerin verheiratet, erfahren wir, wie mancher flexibel auf die Wirtschaftkrise antwortet und Lösungen findet.

Um die Ecke stossen wir auf dieses Kleinod. Bei uns würde dieser 40 Jahre alte BMW als Oldtimer bestenfalls am Sonntag Nachmittag bei schönem Wetter aus der Garage geholt, er hätte als Zweit- oder Drittauto einen seltenen Auftritt. Hier fährt er, weil das Geld für einen neuen fehlt und man ja reparieren kann, wenn etwas streikt.


Da fällt mir ein neues Konzept ein, worüber ich unlängst gelesen habe: 
Cradle to Cradle, von einem deutschen Chemiker und einem amerikanischen Architekten entwickelt. Sie gehen davon aus, dass man Materialien, wie Plastik oder Metalle, in einem fortwährenden Kreislauf halten und so die Umweltbelastung minimieren könnte. Altstoff wird gleichzeitig als Grundstoff verstanden. Im Idealfall gibt es keinen Abfall mehr. Mir gefällt dieser Ansatz gut. Er klingt vernünftig und sollte man ihn weltweit umsetzen, und gleichzeitig auf umweltfreundliche Materialien umsteigen, dann wären wir als Menschheit vielleicht wieder auf dem Weg zurück zu einem liebevollem Umgang mit unserer Erde, die uns ja trägt und erhält.
Noch ein Traum, aber ein guter! Ich möchte gerne erleben, wie er beginnt, Wirklichkeit zu werden.

Samstag, 11. September 2010

Füße auf Erde

Barfuß gehen macht glücklich.

Mit dieser zugegeben etwas plakativen Behauptung  möchte ich an ein wunderschönes sinnliches Erlebnis aus meiner Kindheit anknüpfen. Eigentlich nichts großartiges. Vor dem Haus meiner Großeltern auf der staubigen, damals noch unasphaltierten Straße gespielt. In tiefen Spurrillen war feinste Erde von der Sonne erwärmt worden. Da drinnen gewatet. Barfuß. Ein herrlich weiches und warmes Gefühl auf den Fußsohlen. 
Für viele Kinder auf der Erde eine Selbstverständlichkeit.


Barfuß gehen ein ganzes Leben. Für Millionen von Menschen Normalität ein Leben lang.
Für uns städtisch lebende Menschen ein absolute Ausnahmesituation im Urlaub oder ab und zu im Garten.

Eine Indienreisende aus meinem Bekanntenkreis meinte, barfuß lebende Menschen würden viel mehr in sich ruhen und einen viel tieferen Kontakt zueinander herstellen können als wir Menschen im Westen. Ich war von ihrer Aussage etwas verwundert und sie fiel mir wieder ein, als ich am Strand entlang lief.
Ein paar Tage im Jahr dieses besondere Gefühl, ich liebe es. Das Wohlgefühl benötigt allerdings einen relativ ebenen Untergrund. Keine Hornhaut vorhanden!


Am schönsten für mich am Meer. Vielleicht zieht es uns "westliche Menschen" im Urlaub auch deswegen dorthin, weil wir so am unmittelbarsten über die Füße mit der Erde in Kontakt treten können?

Donnerstag, 9. September 2010

Rost und Silber

Manchmal sieht man von Anfang an, dass etwas vom Rost bedroht ist.



Diesen Zaun habe ich in Clonakilty, Irland entdeckt. Schon vor Jahren. Und immer wieder hab ich ihn besucht. Es hat mich fasziniert zu sehen, wie lange die Geduld des Hausbesitzers dauern würde. Dieses Jahr nun stand das Haus leer, seit kurzem erst, wie ich vermute, denn obwohl das Unkraut im Vorgarten schon alles überwuchert hatte, die silberne Farbe behielt noch im Großen und Ganzen die Oberhand am Zaun.

Wenn wo der Rost zu fressen angefangen hat, dann ist er nicht mehr wegzukriegen, auch mit Kilo Silberfarbe nicht. Großes Aber: Der Verfall verzögert sich und - er sieht irgendwie bestechend schön aus. Eine Mischung aus Überdauern und Vergänglichkeit.



Es glänzt, es glänzt so großartig. Das bisschen Rost am Ende das macht noch lange nichts. Fürs Erste.


Ich mag den Rost. Er macht deutlich, wo sich etwas verwandelt. Alles ist Veränderungen unterworfen. Nicht immer ist das so klar zu sehen.
Wenn etwas rostet, setz ich mich hin und schau zu. Manchmal. Stelle mir vor, wie es morgen aussehen wird, oder morgen nach übermorgen.
Den Ablauf der Zeit beobachten und das, was geschieht.

Was sich überlebt hat, darf ruhig gehen.
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